Die 40-Jährige wurde in das Meerwasserbecken gerissen und ertrank. Der Orka-Bulle war schon zuvor an tödlichen Zwischenfällen beteiligt.

Orlando. Ein Schwertwal hat im Freizeitpark SeaWorld in Florida eine Tiertrainerin an ihrem eigenen Pferdeschwanz ins Wasser gezogen und getötet. Vor den Augen entsetzter Besucher wurde die 40-Jährige im Anschluss an eine Vorführung von dem Wal gepackt und in die Tiefe gerissen, wie der Park mitteilte. Der Bulle mit dem Namen "Tilikum" war schon zwei Mal - 1991 und 1999 - an tödlichen Zwischenfällen beteiligt.

Die Tiertrainerin Dawn Brancheau befand sich nach einer Vorführung am Mittwoch auf der Plattform eines Meerwasserbeckens und massierte den 5.500 Kilogramm schweren Wal als Belohnung für seine gute Leistung. Der Wal sei plötzlich aus dem Becken gesprungen, berichtete die Augenzeugin Victoria Biniak. „Dann kam er zurück, schoss in die Luft hoch, packte die Dompteurin an der Hüfte und begann, sie herumzuwirbeln“, sagte sie dem Sender WKMG-TV. Der Leiter des Dressurprogramms der SeaWorld-Parks, Chuck Tompkins, sagte dem Sender ABC, der lange Pferdeschwanz Brancheaus habe sich direkt vor dem Wal hin und herbewegt. Daran habe er sie unter Wasser gezogen und dort festgehalten.

Für die Tiertrainerin kam jede Hilfe zu spät, nach Angaben von SeaWorld in Orlando ist sie ertrunken. Die entsetzten Zuschauer wurden schnell herausgeführt, ein Teil des Parks wurde geschlossen. In allen SeaWorld-Parks wurden die Orca-Shows abgesagt.

Kein anderer Pfleger habe mehr Erfahrung mit „Tilikum“ gehabt als Brancheau, und sie sei eine der erfahrensten Trainerinnen überhaupt gewesen, sagte Chuck. Was mit dem 30 Jahre alten „Tilikum“ geschehen sollte, sei noch nicht entschieden. Die Schwester der Getöteten sagte, Brancheau würde nicht wollen, dass ihm etwas passiere. „Sie liebte Wale wie Kinder“, erklärte Diane Gross. Wegen seines Verhaltens in der Vergangenheit war es den Tierpflegern untersagt, sich zusammen mit diesem Wal in einem Becken aufzuhalten. Nur etwa ein Dutzend SeaWorld-Mitarbeiter arbeiteten überhaupt mit „Tilikum“. Laut einem Bericht der Zeitung „Sentinel“ in Orlando von 2006 arbeitete Brancheau damals bereits seit zehn Jahren mit Schwertwalen. „Man kann nicht ins Wasser gehen, wenn man ihnen nicht traut und sie einem nicht trauen“, zitierte das Blatt die Tiertrainerin.

Der Experte Steve McCulloch vom Marine Mammal Research and Conservation Program der Florida Atlantic University sagte, vielleicht habe der Wal nur spielen wollen. „Das sind sehr große und mächtige Meeressäugetiere. Sie zeigen ein solches Verhalten auch in Freiheit.“ Zuschauer einer vorherigen Walshow am Mittwoch sagten, „Tilikum“ habe sich verhalten wie ein störrisches Kind. Schwertwale werden auch als Orcas bezeichnet; der wissenschaftliche Name der bis zu acht Meter langen Tiere lautet Orcinus orca.

Der tödliche Zwischenfall am Mittwoch war nicht der erste derartige Angriff in einem SeaWorld-Zentrum. Im November 2006 schnappte ein Schwertwal in der SeaWorld von San Diego nach einem Dompteur und zog ihn mehrmals unter Wasser. Der Tiertrainer überlebte mit einem gebrochenen Fuß. Im Juli 1999 blieb ein Besucher nach der Schließung der SeaWorld in Orlando in der Anlage. Er wurde später tot aus dem Becken mit „Tilikum“ geborgen. „Tilikum“ war außerdem einer von drei Orcas, die 1991 einen Dompteur im Sealand-Zentrum in der westkanadischen Stadt Victoria töteten.

Erst an Weihnachten war ein Orca-Trainer in einem Meerespark auf der Kanareninsel Teneriffa ums Leben gekommen. Der 29-Jährige stürzte, als der Wal „Keto“ während einer gemeinsamen Vorführung eine ungewöhnliche Bewegung machte.