Im US-Bundesstaat Delaware kommt einer der umfangreichsten Fälle von Kindesmissbrauch in der US-Justizgeschichte vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft klagte den Kinderarzt Earl B. wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 471 Fällen an.

Lewes. Der Arzt soll von 1998 an ein Jahrzehnt lang Kinder in seiner Praxis in dem kleinen Küstenort Lewes missbraucht haben. Die Klage lautet auf Vergewaltigung, sexuellen Missbrauch von Minderjährigen und rechtswidrigen Geschlechtsverkehr. B. soll 102 Mädchen und einen Jungen missbraucht haben, einige von ihnen mehrmals.

Der Generalstaatsanwalt von Delaware, Beau Biden, bezeichnete den Fall als „beispiellos“. „Mir ist kein anderer Fall mit derart vielen Opfern bekannt“, erklärte der Sohn von US-Vizepräsident Joe Biden. In Lewes seien auf behördliche Anordnung inzwischen alle Schilder und andere Hinweise auf die Kinderarztpraxis entfernt worden, um die Einwohner „nicht ständig an den Schmerz“ der Vergehen zu erinnern. „Dies ist ein kleiner Schritt, um den Heilungsprozess in Lewes anzustoßen“, erklärte Biden.

Der Kinderarzt sitzt in Untersuchungshaft, ein Richter hat die Kaution auf 2,5 Millionen Dollar festgesetzt. Die Staatsanwaltschaft in Delaware muss sich derweil mit dem Vorwurf auseinandersetzen, Beschwerden von Eltern im Jahr 2005 nicht gleich an die zuständige Ärzteaufsicht weitergeleitet zu haben. B. hatte danach noch mehrere Jahre praktizieren können. Ein Termin für den Prozess gegen B. steht noch nicht fest.