In seiner Wohnung fanden Beamte auch Chemikalien. Florian K. hatte die Tat offenbar schon lange geplant.

Hamburg/Ludwigshafen. Der 23 Jahre alte Florian K., der in einer Ludwigshafener Berufsschule seinen ehemaligen Lehrer erstochen hat, ist offenbar ein Waffennarr. In seiner Wohnung fanden Polizisten Chemikalien, die für den Bau von Sprengsätzen geeignet sein könnten, und insgesamt 16 Schusswaffen, darunter Schreckschuss-, Luftdruck- und Paintball-Waffen. Der Tatverdächtige soll zudem der Polizei als selbstmordgefährdet bekannt gewesen sein.

Anscheinend hatte Florian K. die Gewalttat seit längerer Zeit geplant. Zudem habe er sich mit früheren Amoktaten befasst. Nach Informationen der "Rhein-Zeitung" soll der junge Mann auf der Profilseite eines Sozialen Netzwerks "Schützensport und alles, was mit Waffen zu tun hat" als Hobby angegeben haben. Darüber hinaus hatte er Fotos zum Amoklauf von Erfurt mit 17 Toten zusammengestellt.

Florian K. war, wie berichtet, am Donnerstag mit einem Messer und einer Schreckschusspistole bewaffnet in die Malerwerkstatt des Schulzentrums gestürmt. Dort hatte er einen Lehrer erstochen, weil dieser ihn angeblich vor Jahren zu schlecht benotet hatte. Das Amtsgericht Frankenthal erließ Haftbefehl wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen. Wie die Polizei mitteilte, schwieg der Beschuldigte bislang gegenüber dem Haftrichter.

Bei dem Opfer handelt es sich um einen 58 Jahre alten Familienvater aus Hessen. Er unterrichtete an der Schule Malen und Lackieren. "Er war streng, aber nett", zitiert der "Spiegel" einen Schüler des Berufsbildungszentrums. Der Lehrer habe auch mal einen "Quatsch" mitgemacht. Die Obduktion ergab, dass der Pädagoge mit einem Stich ins Herz tödlich verletzt wurde.

Als Beamte den Mann blutend im Treppenhaus eines Nebengebäudes des weitläufigen Schulkomplexes fanden, lebte er noch. Er starb jedoch nur wenige Minuten später während der Reanimationsmaßnahmen.

Die Polizisten folgten einer Regelung, die seit dem Amoklauf von Erfurt im Jahr 2002 gilt: Sie betraten sofort das Gebäude, ohne auf Spezialkommandos zu warten, um den Amoklauf schnellstmöglich zu stoppen. Dadurch konnten die Beamten wahrscheinlich Schlimmeres verhindern, denn der 23-Jährige hatte es auch auf andere Lehrer abgesehen. Er feuerte mit einer Schreckschusswaffe auf den Schulleiter und griff zwei Lehrer an, die aber unverletzt blieben.

Die knapp 2000 Schüler, die am Donnerstag den Gebäudekomplex fluchtartig verlassen mussten, durften in ihre Klassenräume zurückkehren, um ihre persönliche Habe zu holen. Die Behörden boten zudem eine psychologische Betreuung an. "Alles verlief bedrückt und ruhig, alle sind geschockt", sagte Polizeisprecher Michael Lindner. Auch das Kollegium steht unter Schock. Die Lehrer berieten in einer Konferenz über den tödlichen Messerangriff. Der Unterricht wurde bis Montag abgesagt.

Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse ordnete Trauerbeflaggung an allen städtischen Gebäuden an. "Ich bin fassungslos über die Brutalität dieser Tat", sagte Lohse. Der Täter müsse zur Verantwortung gezogen werden. Die Stadt legte im Rathaus und im Berufsschulzentrum Kondolenzlisten aus.

Unterdessen geht die Diskussion um die Sicherheit an Schulen weiter. Bundespräsident Horst Köhler forderte eine verstärkte "Kultur der Aufmerksamkeit". Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach warnte davor, die Schulen "zu Hochsicherheitstrakten" umzubauen. "Nach einem derart dramatischen Vorfall wird wahrscheinlich wieder die Forderung erhoben, die Schulen durch strikte Eingangskontrollen noch sicherer zu machen", sagte Bosbach der Oldenburger "Nordwest-Zeitung". Die beste Prävention sei aber immer noch "eine Erziehung zu Gewaltlosigkeit und Toleranz und Zuwendung gegenüber den Mitmenschen."

Die designierte Spitzenkandidatin der CDU zur rheinland-pfälzischen Landtagswahl, Julia Klöckner, sagte dem Radiosender SWR2, eine hundertprozentige Sicherheit an Schulen sei nicht machbar. Der Fall des 23-Jährigen mahne die Gesellschaft dazu, gegenüber auffälligen Jugendlichen aufmerksam zu sein, statt sie auszugrenzen.