Köln. Der Pfusch beim Bau der Kölner U-Bahn hat noch größere Ausmaße als bisher bekannt: Bauprotokolle für zwei weitere Baustellen sollen manipuliert worden sein, teilten Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) und Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Der Vorwurf von Schlamperei und kriminellen Machenschaften trifft damit schon fünf der insgesamt acht künftigen Bahnhöfe der Nord-Süd-Stadtbahn.

Die Staatsanwaltschaft durchsuchte am Freitag Räume der Arbeitsgemeinschaft, in der die am U-Bahn-Bau beteiligten Firmen unter Führung des Konzerns Bilfinger Berger zusammengeschlossen sind. Dabei seien umfangreiche Unterlagen sichergestellt worden. Es gebe den Verdacht, "dass Anker nicht oder falsch eingebaut worden sind", sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld.

Die Vorwürfe beziehen sich möglicherweise nicht nur auf Kölner Bauvorhaben, sondern auch auf die ICE-Strecke München-Nürnberg, an der dieselben Firmen beteiligt waren. Ein ehemaliger Bauleiter von Bilfinger Berger soll nach Informationen des WDR und des Kölner "Express" von manipulierten Vermessungsprotokollen auf der ICE-Strecke in Bayern berichtet haben. Nach "Express"-Informationen sollen die Arbeiten für die Verankerung von Betonteilen dort falsch dokumentiert worden sein.

Laut WDR wurden die in Köln vom Pfusch betroffenen U-Bahn-Baugruben am Waidmarkt und am Heumarkt inzwischen überprüft und dabei keine Gefährdung festgestellt. Die dort eingesetzten Verankerungen seien sogenannte temporäre Anker, die nach Fertigstellung des Baus keine tragende Funktion mehr hätten. An der ICE-Strecke München-Nürnberg aber handle es sich anders als in der Kölner U-Bahn um Daueranker.

In den vergangenen Tagen waren immer weitere Hinweise auf Mängel beim Bau der Kölner U-Bahn bekannt geworden. Das erhöhte auch die Sorge um die Sicherheit der Baugruben und Gebäude in der Innenstadt. Dort war in der Nähe des Waidmarkts Anfang März 2009 das Stadtarchiv eingestürzt. Zwei Menschen kamen ums Leben, wertvolle Archivalien wurden verschüttet. Es wird vermutet, dass das Unglück mit den Fehlern beim U-BahnBau zusammenhängt. Ermittelt wird derzeit gegen rund ein Dutzend Verdächtigte, auch gegen Beschäftigte der federführenden Baufirma Bilfinger Berger.