Es scheint schwerer geworden zu sein, Günther Jauchs Olymp zu besteigen. Seit drei Jahren warten Zuschauer auf einen Fernseh-Milllionär.

Hamburg. Er heißt Michael Schulte-Döninghaus, ist 30 Jahre alt und kommt aus Berlin. An diesem Freitag sind Millionen neidischer Blicke auf ihn gerichtet. Schulte-Döninghaus, der im zweiten Bildungsweg sein Abitur nachholt, sitzt auf dem Ratestuhl in Günther Jauchs RTL-Show „Wer wird Millionär?“ und lässt sich die 500 000- Euro-Frage stellen, womit er nur noch einen Schritt vom Gewinn einer Million Euro entfernt wäre. Seine Aussichten sind nicht gut. Er hat bereits alle vier Joker verspielt, bei der 125 000-Euro-Frage hat er sich am vergangenen Montag durchgezittert.

Es scheint schwerer geworden zu sein, Jauchs Olymp zu besteigen. Seit drei Jahren warten die TV-Zuschauer auf einen Glückspilz wie Timur Hahn, der am 8. Januar 2007 wusste, welches Meer nach dem König benannt wurde, der sich dort hineingestürzt haben soll: Nämlich König Aigeus, der sich der Sage nach im Ägäischen Meer ertränkte. Seitdem haben lediglich Oliver Pocher und Thomas Gottschalk in der deutlich lockereren Prominentenausgabe eine Million Euro gewonnen - allerdings nicht für sich selbst, sondern für den guten Zweck erspielt. Zwischen 1999 und 2006 wurden fünf Millionen-Gewinner gezählt.

Woran mag es liegen? Erklärungsansätze wurden schon öffentlich diskutiert, aber zum Teil infrage gestellt. Möglich ist es, dass die Kandidaten im Zuge der Wirtschaftskrise eher auf Nummer sicher gehen und bei Deutschlands populärstem TV-Quiz auch lieber mal mit 4000 oder 8000 Euro nach Hause zu gehen, als Kopf und Kragen zu riskieren. Möglich ist auch, dass die Einführung des vierten Jokers die Mitspieler zu mehr Sicherheitsdenken zwingt, denn nach dem Überschreiten der 16 000-Euro-Grenze ist bei der Hinzunahme des vierten Jokers und falscher Antwort ein Rückfall auf 500 Euro möglich.

Denkbar ist aber auch genauso gut, dass Deutschlands führender Privatsender bei seiner Kultshow auf das Budget achten muss. Vorbei sind die Zeiten, dass Jauch noch wie zu Beginn des Jahrtausends locker acht Millionen Zuschauer vor die Bildschirme zieht. Das gelingt ihm nur noch bei den Prominentenspecials, nicht bei den Regelsendungen, die von gut sechs Millionen eingeschaltet werden und oftmals weniger als 20 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer erzielen. Gibt es also die Anweisung des Senders an die Produktionsfirma Endemol, den Schwierigkeitsgrad der Fragen zu erhöhen?

“Die Fragen sind nicht schwerer geworden“, sagt Moderator Jauch. „Aber es gibt immer seltener die spielfreudigen Draufgänger, die entweder etwas riskieren oder einfach ihrer ersten Intuition trauen und nicht jede kleine Unsicherheit mit einem oder gar mehreren Jokern zu eliminieren versuchen.“ Er merke aber, dass immer mehr Kandidaten mit „festem Auftrag“ in die Sendung kämen. „Sie wollen ein neues Auto, die Wohnung renovieren oder eine Australienreise mit der Familie unternehmen. Sie rechnen sich vorher aus, wie viel das kostet und konzentrieren sich auf diesen Betrag. Um den unter keinen Umständen zu gefährden, greifen sie schon bei kleineren Unsicherheiten zum Joker.“

Auch der noch recht neue Zusatzjoker (wenn ein Zuschauer im Studio die Frage beantwortet) verhelfe nicht zu mehr Sicherheit - viele Kandidaten hätten ihn schon unter der 16 000-Euro-Schwelle verspielt. Dabei sei gerade er besonders wertvoll, weil die Trefferquote bei 80 Prozent liege. Ob Kandidat Schulte-Döninghaus nun am Freitag allen Widrigkeiten trotzt und den Durchbruch schafft?