Einmal im Jahr ist es soweit: Dann fällt Sozialaktivist Bob Geldof dem einstigen Sowjet-Präsidenten Michail Gorbatschow um den Hals. Der wiederum winkt dem Chefankläger des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag, Luis Moreno-Ocampo, fröhlich zu und klopft Leonardo DiCaprio auf die Schultern.

Berlin. Der Schauspieler ist zwar erst das zweite Mal bei der Wohltätigkeitsgala Cinema for Peace dabei, gehört aber auch schon zur Großfamilie der Unterstützer. Er sitzt in der Saalmitte neben Catherine Deneuve und Christopher Lee. Die Friedensveranstaltung lockt jedes Jahr einen festen Stamm Prominenter aus aller Welt - Filmschaffende und Politiker gleichermaßen – nach Berlin und schmückt sich mit dem Glamour Hollywoods. Am Montagabend war es wieder soweit. „So eine Veranstaltung gibt es nicht in Hollywood, nicht in New York, London, Cannes oder in irgendeiner anderen Stadt auf der Welt“, sagte der irische Aktivist Bob Geldof vor der Veranstaltung. „Man liest in der Welt mehr über Cinema for Peace als über die Berlinale.“ Die Friedensgala ehrt Filmschaffende, deren Produktionen Aufmerksamkeit für gesellschaftlich brisante Themen geschaffen haben. Für seine Naturschutzbotschaft wurde in diesem Jahr der Film „Crude“ des US-Regisseurs Joe Berlinger über einen Prozess Zehntausender Ecuadorianer gegen einen Ölkonzern ausgezeichnet. Weitere Preise gingen an Michael Hanekes Oscar-Anwärter „Das weiße Band“ als „wertvollster Film des Jahres“. In der Sparte Dokumentarfilm gewann der Streifen „The Picture of the Napalm Girl“ des deutschen Produzenten Marc Wiese. Der Gerechtigkeitspreis ging an „Children of War“, einen Streifen über Kindersoldaten von US- Produzent Bryan Single. Cinema for Peace gilt als gesellschaftlicher Höhepunkt am Rande der Internationalen Filmfestspiele. Jedoch gehört sie nicht zum offiziellen Berlinale-Programm. Der Chef des Filmfestivals, Dieter Kosslick, hat sich immer wieder deutlich von der Veranstaltung distanziert hat. Das Treffen der beiden Stammgäste von Cinema for Peace, Geldof und Gorbatschow, fiel diesmal besonders herzlich aus. Am Roten Teppich vor dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt umarmte Geldof den wesentlich kleineren, 78-jährigen russischen Friedensnobelpreisträger stürmisch. Man kennt sich und mag sich. Auch Geldofs „jährliches Date“, wie er sagte, Ex-Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul war wieder da. DiCaprios deutschstämmige Mutter Irmelin feierte an diesem Abend Geburtstag und erhielt von der fast familiären Runde ein Ständchen. Ihr Sohn Leonardo rief den Galagästen überwältigt zu: „Es ist wirklich wahrhaft toll, wieder bei Cinema for Peace zu sein.“ Der 35-jährige Hollywoodstar, im vergangenen Jahr ausgezeichnet, zog alle Blicke und Kameraobjektive während der sonst eher unspektakulären Show auf sich. Er war bereits seit Tagen immer wieder mal mit seiner Vielleicht-Verlobten, dem israelischen Model Bar Refaeli, in der Stadt gesehen worden. Über den Roten Teppich gingen sie jedoch nicht gemeinsam, erst im Saal zeigte sie sich an seiner Seite. Medien spekulierten zuletzt, sie trage neuerdings einen Verlobungsring von ihm. Die Veranstalter wollten die Fotografen daran hindern, das Paar des Abends im Saal zu fotografieren. Die Zwei fühlten sich belästigt, hieß es. Beide verschwanden auch direkt nach der Show wieder. Andere Cinema-for-Peace-Unterstützer wie etwa Opernsängerin Montserrat Caballé und die deutschen Schauspieler Heike Makatsch, Jan-Josef Liefers und Katja Riemann feierten dennoch bis in die Nacht weiter. Die Wohltätigkeitsveranstaltung fand zum neunten Mal statt, in den vergangenen Jahren wurden hier mehr als drei Millionen Euro Spenden gesammelt.