Ihr Duft ist betörend. Und wer Frauen verführen will, braucht sie auf jeden Fall. Giacomo Casanova (1725-1798) ist daher sogar eine eigene Rosensorte gewidmet. Die "Casanova" wird als besonders stark duftend beschrieben. Mit dieser Ehrung befindet sich der italienische Gigolo in guter Gesellschaft, unter anderem der englischen Königin Anne Boleyn (1501-1536), deren blumige Namensvetterin zwar einen Kopf, aber kaum Stacheln hat, und Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). Der war so begeistert, dass er nicht nur seinen Garten in Weimar mit einer Rosendecke überzog, sondern der Blume und ihrer Pracht gleich mehrere Gedichte widmete. In einem heißt es: "Als Allerschönste bist du anerkannt, bist Königin des Blumenreichs genannt." Diesem Urteil schlossen sich jahrtausendelang nicht nur verliebte Menschen an. Sie kultivierten die Rose in Farbe und Form. Die Züchtungen wurden immer prächtiger.

Doch nun, ausgerechnet zum Valentinstag, verkündet das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ohne Rücksicht auf Romantik folgende Schreckensnachricht: Die Rose ist auf dem Rückzug. "Nur" 943 Millionen Rosen wurden zwischen Januar und November des vergangenen Jahres importiert. Das sind überraschende 11,1 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2008. Frappierend, denn der sinkende Import kann nur eins bedeuten: Die Deutschen sind dermaßen unromantisch, dass schlicht und ergreifend keine Blumen der Liebe mehr benötigt werden.

Es muss an dieser Stelle erlaubt sein, darauf hinzuweisen, dass ein Bevölkerungsrückgang unter diesen Umständen nur allzu verständlich ist. Wie sollen die Funken fliegen, wenn die Eroberungskunst mit der roten, weißen oder auch gelben Rose anscheinend verwelkt?

Stattdessen werden kryptische Kurznachrichten wie "HDGDL" (Hab dich ganz doll lieb) verschickt. Mal abgesehen davon, dass die Angebetete sich bei dieser Liebeserklärung dringend einen Vokal ersehnt, kann man weder verträumt an ihr riechen, noch kann man die Nachricht demonstrativ in eine Vase stellen, um sich jeden Tag an ihr zu erfreuen.

Schon die alten Griechen sahen in dem stachligen Strauchgewächs ein Symbol der Liebe. Und heute, wo es mehr als 30 000 Sorten gibt, soll sie als Zeichen der tiefen Zuneigung plötzlich ausgedient haben? Ein Glück, dass solch menschliche Ignoranz der eleganten Blumen-Diva nichts anhaben kann. Bereits der barocke Dichter Angelus Silesius (1624-1677) erkannte: "Die Rose ist ohne Warum, sie blühet, weil sie blühet. Sie achtet nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet."