In der Schule hat man sie bewundert, die Mitschüler, die den kompletten Klausurstoff auf ihrer Körperoberfläche verstauten und während der Prüfung auch noch so elegant die Augen verdrehen konnten, dass dem Lehrer die Blicke auf die helfende Hand verborgen blieben. Zum Gegenteil muss man wohl Sarah Palin (45) zählen, die ehemalige republikanische Anwärterin auf die US-Vizepräsidentschaft. Bei einer Versammlung der erzkonservativen "Tea-Party"-Bewegung sprach sie noch relativ frei von dem schlechten Job, den Barack Obama (48) mache. Den US-Präsidenten karikierte sie dabei gar als einen "charismatischen Typen mit Teleprompter". Das hätte sie sich lieber verkneifen sollen. Denn für die anschließende Podiumsdiskussion und die - natürlich völlig spontan gestellte - Frage nach ihren drei Hauptzielen für eine mögliche Regierung, hatte sie schon mal was vorbereitet. Nach einem dilettantischen Blick auf ihre Hand (Fotos: AP) erinnerte sie sich an die Kerngedanken "Energy (Energie)" und "Tax cuts (Steuersenkungen)". Für die hatte sie sich offenbar kurzfristig entschieden, denn durchgestrichen ist das Wort "budget cuts" (Budgetkürzungen) zu erkennen. Am wichtigsten scheint aber das letzte ihrer Ziele: "Lift Americas spirit (Amerika aufmuntern)".

Robert Gibbs, Sprecher von US-Präsident Obama, nahm die Vorlage dankend an. Beim täglichen Pressebriefing im Weißen Haus unterbrach er seine Ausführungen gestern und stammelte: "Oh, ich habe mir einiges aufgeschrieben." Auf seiner Hand waren tatsächlich Wörter zu sehen. "Ich habe geschrieben ,Eier, Milch und Brot'", las Gibbs vor. Die Zuhörer brachen in Gelächter aus, als er seine Hand vorzeigte. "Dann habe ich noch geschrieben ,Hoffnung und Wandel'", hob Gibbs erneut an, "nur falls ich das vergessen haben sollte." Das Motto stammt aus Obamas Präsidentschaftswahlkampf.