Seit Jahren beobacht die Polizei das Phänomen des Menschenhandels mit Frauen aus Westafrika. Jetzt gab es eine bundesweite Razzia.

Wiesbaden. In hunderten Bordellen haben Fahnder am Dienstagabend in einer bundesweiten Aktion nach Frauen aus Westafrika gesucht, die Opfer von Menschenhändlern geworden sind. Nach vorläufigem Stand seien weit mehr als 100 Afrikanerinnen angetroffen worden, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden am Mittwoch mit. Erste Anzeichen deuteten darauf hin, dass einige von ihnen von Menschenhändlern ins Land gebracht worden sind.

Das BKA und Beamte von mehr als 100 Polizeidienststellen hatten 600 Bordelle und bordellähnliche Betriebe in 13 Bundesländern kontrolliert. Seit Jahren beobachte die Polizei das Phänomen des Menschenhandels mit Frauen aus Westafrika, erklärte das BKA. Die bisherigen Ermittlungen ließen auf ein bundesweites Netz von westafrikanischen Zuhältern, eingeschleusten Prostituierten, Geldwäschern und Schleusern vermuten, das sich bis in das europäische Ausland erstreckt.

Die Frauen werden nach den Erfahrungen der Fahnder in ihrer Heimat angeworben, dann nach Deutschland gebracht, mit geeigneten Personaldokumenten ausgestattet und an Prostitutionsbetriebe vermittelt. Was den Fahndern auffiel, war laut BKA „eine deutliche Dominanz weiblicher Tatverdächtiger bei den Zuhältern und Passverleihern“.

Als besonderen Probleme bei der Bekämpfung dieser Art Kriminalität nannte BKA-Präsident Jörg Ziercke die Scheu der Opfer vor Kontakten mit der Polizei. Viele Straftaten blieben deshalb im Verborgenen. Daher sei eine professionelle Opferbetreuung von zentraler Bedeutung. „Nur wenn es uns gelingt, das Vertrauen der Opfer zu gewinnen und sie zur Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden zu bewegen, können wir den Kreislauf aus Unterdrückung, Einschüchterung und Abhängigkeit zwischen Opfern und Tätern durchbrechen“, erklärte Ziercke.