Offenbach. Die gute Nachricht zuerst: Hamburg war im Januar weder der niederschlagsreichste noch der sonnenärmste Ort. Das ergaben die Messungen des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach an 2100 Stationen. Die Meteorologen haben die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte im Januar ermittelt. Demnach war es im Norden am kältesten in Dörnick bei Plön mit minus 18,6 Grad, bundesweit am wärmsten in Köln-Stammheim mit minus 0,2 Grad. Den meisten Niederschlag hatte Beerfelden (Hessen) mit 91,7 Litern je Quadratmeter, den wenigsten Berge (Brandenburg) mit 12,3 Litern. Über die meiste Sonne freuten sich die Oberstdorfer (Bayern). Hier schien sie 71 Stunden. In Hamburg waren es 24 Stunden. Der sonnenscheinärmste Ort war Kronach in Bayern - mit gerade mal einer Stunde. Wie kann man das aushalten? Wir haben beim Ersten Bürgermeister von Kronach nachgefragt.

Hamburger Abendblatt:

Wie lebt es sich mit einer Stunde Sonne im Monat?

Wolfgang Beiergrößlein:

Kronach hatte 2009 ein wunderschönes Wetter mit vielen herrlichen Sonnentagen. Wie der Deutsche Wetterdienst zu diesem Ergebnis kommen konnte, ist mir völlig schleierhaft. Wahrscheinlich sind die Messinstrumente durch die starke Sonneneinstrahlung kaputtgegangen. Wie wenig aussagekräftig die Angabe ist, zeigt sich schon daran, dass Oberstdorf laut Deutschem Wetterdienst 2009 den besten Platz belegt hat, während Oberstdorf-Birgsau im Jahr 2008 die wenigsten Sonnenstunden hatte. Ich bitte ausdrücklich darum, dies zu berücksichtigen, da eine unreflektierte Wiedergabe solcher Statistiken das Image unserer Tourismusregion schädigen könnte.

Wie gleichen Sie Ihr Sonnendefizit aus?

Ich muss es folglich nicht ausgleichen - ich genieße den Sonnenschein - beim Spaziergang durch den Landesgartenschaupark oder um unsere Festung Rosenberg.

Haben Sie darüber nachgedacht, an einen sonnigeren Ort zu ziehen?

Es gibt keinen schöneren Ort. Ich freue mich nach jedem Urlaub, wieder hier zu sein. Leben, wo andere Urlaub machen ...

Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst erklärt, warum die Wahrnehmung des Bürgermeisters und die Messergebnisse so weit auseinanderklaffen: "Die Messgeräte sind auf eine bestimmte Beleuchtungsstärke eingestellt. Ist die Sonne zu schwach, nimmt das Gerät sie nicht wahr. Es braucht einen richtigen Schattenwurf direkt an der Messstation. Da sind die Messgeräte, die regelmäßig kalibriert werden, unbestechlich. Herrn Beiergrößleins Empfindung hingegen ist subjektiv."