Mit Hubschraubern und Drehleitern wurden alle Insassen unverletzt auf den sicheren Boden gebracht.

Lenggries. Plötzlich ein Ruck, dann steht die Gondel still - in schwindelnder Höhe, bei eisigen Temperaturen: Der Albtraum aller Skifahrer ist gestern in den bayerischen Alpen wahr geworden. 43 Skifahrer und Bergwanderer haben bis zu drei Stunden in den Fahrkabinen einer defekten Seilbahn ausharren müssen - unter ihnen auch Kinder. Mit Hubschraubern und Leitern wurden alle Fahrgäste schließlich unverletzt geborgen. "Dem ein oder anderen sitzt noch der Schreck in den Gliedern", sagte Polizeisprecher Franz Sommerauer nach der Rettung.

Auslöser für den Stillstand war vermutlich die defekte Aufhängung einer Gondel. Die Seilbahn von Lenggries im Tölzer Land zum Brauneck war kurz vor 10 Uhr plötzlich stehen geblieben. In 29 Vierer-Gondeln steckten insgesamt 43 Fahrgäste bei Eiseskälte bis zu 70 Meter über dem Erdboden fest. Nach Angaben der Rettungskräfte war die Bergung nach gut drei Stunden abgeschlossen.

Während eines Großeinsatzes mit fünf Polizei- und Rettungshubschraubern konnten sich Bergwacht-Retter zu den meisten Kabinen abseilen und gurteten die meisten Insassen an. Dann ließen sie diese mit Seilwinden zur Erde. Aus einigen Kabinen über unwegsamem Gelände wurden zehn Wintersportler in die Hubschrauber gezogen und zur Talstation geflogen, wie Gerhard Opperer von der Bergwacht mitteilte. Aus den Gondeln nahe der Talstation wurden die Insassen von der Feuerwehr über Drehleitern in Sicherheit gebracht. "Den Leuten ging es gut", sagte Opperer, niemand sei bei der Rettung verletzt worden. Es habe keine Gefahr bestanden: "Wir hatten beste Bedingungen", erklärte er angesichts des ruhigen Wetters. Der jüngste Gerettete sei zehn Jahre, der älteste 66 Jahre alt gewesen. Die meisten seien Einheimische, sagte Polizeisprecher Sommerauer.

Die 48 Jahre alte Brigitte Meßner war erstaunlich gelassen: "Wir haben Glück gehabt, es war nicht allzu kalt." Sie habe fast drei Stunden lang in 25 Meter Höhe festgesessen, bis ein Hubschrauber die Gondel erreichte und sie zum Boden abgeseilt werden konnte. Von da aus sei sie zu Fuß hinuntergegangen. Sie habe sich keine allzu großen Sorgen gemacht, weil ihr Mann bei der Bergwacht gewesen sei und sie den Ablauf solcher Rettungsaktionen in etwa kenne: "Das war jetzt nicht so spektakulär."

Polizeisprecher Sommerauer sagte, Panik sei nicht ausgebrochen, alle betroffenen Fahrgäste hätten sehr diszipliniert reagiert. Die Rettungsaktion sei Routine gewesen, weil solche Situationen zweimal jährlich geprobt würden, sagte Heinrich Schuster von der Seilbahnaufsicht der Regierung von Oberbayern.

Bei der Rettungsaktion waren rund 150 Helfer von Bergwacht, Polizei, Feuerwehr und Rotem Kreuz im Einsatz. Einige Bergwanderer, die wegen des Defekts auf der Bergstation festsaßen, wurden mit Fahrzeugen ins Tal gefahren. Der Geschäftsführer der Seilbahn, Peter Lorenz, sagte, zum Zeitpunkt der Störung habe noch kein Hochbetrieb geherrscht.

Experten von TÜV und Bergbahn würden nun nach den genauen Gründen für die Panne suchen. Vermutlich wegen der defekten Aufhängung einer Gondel seien unbesetzte, bergabwärts fahrende Kabinen zu nah beieinander gewesen, was die Notabschaltung ausgelöst habe, sagte eine Sprecherin der Bahn.

Das Brauneck mit 17 Sessel- und Schleppliften ist ein beliebtes Ziel für Skifahrer rund 70 Kilometer südlich von München. Die Kabinenbahn bringt die Fahrgäste normalerweise in zwölf Minuten von Lenggries im Isartal zum Gipfelhaus auf 1520 Meter Höhe. Die Bahn wurde 1957 gebaut. Sie sei aber auf dem technisch neuesten Stand, betonte Lorenz.

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