Conrad Murray verabreichte ihm Narkosemittel. Totenschein des “King of Pop“ im Internet aufgetaucht.

Los Angeles. Sieben Monate nach dem Tod Michael Jacksons (**50) droht dem Leibarzt des Popsängers nun eine Anklage wegen Totschlags. Die Ermittlungen nach dem für die Öffentlichkeit völlig unerwarteten Tod des "King of Pop" sind abgeschlossen, berichten amerikanische Medien. Conrad Murray (51) soll eine Verletzung seiner Sorgfaltspflicht zur Last gelegt werden, weil er mit der Behandlung des Popstars vom medizinischen Standard abgewichen sei. Jacksons Schwester Janet (43) hat ihn für den Tod ihres Bruders verantwortlich gemacht.

Die Anklage gegen den Kardiologen Conrad Murray dürfte bereits in wenigen Wochen folgen und wahrscheinlich auf Totschlag lauten, heißt es unter Bezug auf Ermittlerkreise. Im Internet ist jetzt der Totenschein von Michael Jackson aufgetaucht. Und darauf steht beim Punkt "Todesursache": Tötungsdelikt! Die britische Sonntagszeitung "News of the World" zeigte das zweiseitige Dokument auf ihrer Webseite. Der Schein nennt das englische Wort "homicide", was nicht nur Tötung oder Totschlag, sondern sogar auch Mord bedeutet. Der Totenschein enthält zahlreiche persönliche Angaben. Jacksons Adresse und die seiner Schwester LaToya (53), die er für den Notfall angegeben hatte, sind in der Veröffentlichung allerdings geschwärzt, ebenso Jacksons Sozialversicherungsnummer. Ansonsten enthält das Dokument Angaben wie "Beruf: Musiker", "Sparte: Unterhaltung", "Status: Geschieden" und "Rasse: Schwarz".

Murray hatte Jackson am frühen Morgen des 25. Juni 2009 etliche Beruhigungsmittel gegeben, die dem Star zum Verhängnis wurden. Er hatte Jackson wohl auf dessen Drängen zahlreiche Tabletten gegen seine Schlafstörung verordnet und ihm anschließend auch noch das Narkosemittel Propofol gespritzt. Bald darauf erlag der Sänger einem Herzstillstand. Nach dem amtlichen Ergebnis der Gerichtsmedizin war eine "akute Vergiftung" mit Propofol die Ursache des Herzversagens.

Zu Jacksons Tod haben auch noch weitere Beruhigungsmittel beigetragen, vor allem das unter dem Markennamen Ativan verkaufte Medikament mit dem Wirkstoff Lorazepam, heißt es in einem Bericht der Gerichtsmedizin in Los Angeles. Im Blut des Sängers wurden außerdem die Beruhigungsmittel Midazolam und Diazepam, das Schmerzmittel Lidocain und das Aufputschmittel Ephedrin festgestellt. Diese Mittel verstärken sich gegenseitig. Der Anästhesiefachmann David Zvara von der Universität North Carolina erklärte, nach einer Dosis Lorazepam könne sogar eine kleine Menge Propofol eine sehr große Wirkung haben.

Noch ist allerdings keine Anklage erhoben. "Wir haben noch kein laufendes Verfahren", zitiert die "Los Angeles Times" eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Murray soll neben seinem Anwalt Ed Chernoff jetzt auch noch den Strafrechtsexperten Michael Flanagan verpflichtet haben. Er hatte den bisher einzigen Fall in Los Angeles gewonnen, bei dem es zu einer Anklage wegen eines Todes durch Propofol gekommen war. Vor sechs Jahren waren zwei Krankenschwestern angeklagt worden, einem Krebspatienten ohne Aufsicht eines Arztes das Mittel verabreicht und ihn getötet zu haben. Flanagan verteidigte eine der beiden Frauen und erreichte einen Freispruch.

Murray behandelt seit einigen Wochen in der Armstrong-Klinik von Houston (Texas) wieder Patienten. Dort hatte er als Kardiologe gearbeitet, bis er im Frühling 2009 die Stelle als Jackos Leibarzt übernahm. Seine Aufgabe sollte darin bestehen, den Sänger auf die Konzertreihe "This Is It" ab Mitte Juli in London vorzubereiten und ihn dafür fit zu halten.