Stockholm. Das schwedische Ehepaar Elis und Irene Henriksson (beide 78) hat nie eigene Kinder bekommen. Trotzdem haben die beiden Rentner eine weit verzweigte Familie, drei "Kinder" nennen sie sogar liebevoll Opa und Oma. Denn Elis und Irene fanden ihr Glück per Flaschenpost. Eines der Flaschenpostkinder stammt aus Hamburg, eines aus Rügen und eines aus Estland.
Elis und Irene Henriksson haben 1973 geheiratet, da beide schon über 40 waren, gaben sie bald die Hoffnung auf ein eigenes Kind auf. Bis zum Sommer 1993. Da fanden sie am südschwedischen Strand eine Flaschenpost. Die damals sechsjährige Josephine H. aus Rügen hatte sie ins Meer geworfen! Irene Henriksson antwortete dem Mädchen, und es entstand ein reger Briefwechsel. In den Jahren darauf wurden Josephines Familie und die Henrikssons aus Schweden enge Freunde. Aber damit nicht genug! 1994 fand das Paar eine zweite Flasche. Dieses Mal kam sie aus Estland, der Absender war Peter P. (19), der die Flasche ins Meer geworfen hatte, als er mit einer Fähre nach Dänemark unterwegs war. Auch zu Peter entstand ein enger Kontakt, heute spricht er sogar Schwedisch, man telefoniert regelmäßig und besucht sich, so oft es nur geht.
1995 schickte Irene Henriksson selbst eine Flaschenpost auf Reisen. "Ich wollte es selbst auch einmal ausprobieren und sehen, was passiert." Und es passierte etwas! Der Hamburger Student Karsten K. (25), der gerade auf Rügen Urlaub machte, meldete sich mit einem Brief. Er dachte erst, er hätte die Flaschenpost einer jungen Schwedin gefunden, aber als Irene Henriksson dann in ihrer Antwort erklärte, dass sie eine ältere Dame sei, freute er sich trotzdem. Inzwischen hat er die Senioren mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Schweden besucht. Irene Henriksson: "Josephine studiert heute in Berlin. Obwohl sie Peter und Klaus nie getroffen hat, nennt sie sie ihre Flaschenpost-Geschwister. Peter, Klaus und Josephine und deren Familien sind heute unsere besten Freunde. Peter hat uns sogar Tassen geschenkt, auf denen Oma und Opa steht. Sie sind für uns die Familie, die wir selbst nie hatten. Das Meer hat sie uns geschenkt!"
(raag)
