Hamburg. Zwei fiktive Facebook-Profile, eins mit dem Foto einer Gummi-Ente, das andere von zwei Katzen, brachten es innerhalb von zwei Wochen auf 95 Facebook-Freunde. Damit waren die beiden Profile noch erfolgreicher als der Plastikfrosch Freddi Staur, mit dem das Mainzer Unternehmen Sophos das Experiment vor zwei Jahren zum ersten Mal durchführte.

Insgesamt verschickte Sophos, das Firmen IT-Sicherheitslösungen anbietet, über beide Profile jeweils 100 Freundschaftsanfragen an zufällig ausgewählte Nutzer. 46 Prozent der adressierten Facebook-Teilnehmer akzeptierten die Freundschaftsanfrage ungeprüft und gaben damit private Details aus ihrem Profil an Unbekannte preis, etwa ob sie Single oder liiert sind, auf welche Schule sie gehen, wer ihr Arbeitgeber ist. Sechs Prozent verrieten sogar ihre Adresse, 23 Prozent auch noch ihre Telefonnummer.

Dabei scheinen ältere User vorsichtiger mit ihren Daten umzugehen. Knapp die Hälfte aller über 20-Jährigen eröffnete den neuen Facebook-Kontakten Zugang zu persönlichen Daten von Freunden und Familie, während das nur knapp ein Drittel aller über 50-Jährigen tat.

Das Ergebnis zeigt, wie sorglos Nutzer von sozialen Netzwerken mit privaten Informationen umgehen. Viele sind sich nicht darüber bewusst, was Betrüger und andere Cyberkriminelle mit ihren Daten anfangen könnten. Die Angriffspunkte sind vielfältig und reichen vom schnellen Erraten von Passwörtern bis hin zum Diebstahl der Identität.

"Menschen gehen in der virtuellen Welt leichtfertiger mit ihren Daten um als im realen Leben", sagt der Hamburger Datenschützer Ulrich Kühn (47). "Sie fühlen sich im Netz anonymer und tendieren dazu, sich stärker zu entblößen, als sie es sonst tun würden." Doch die Anonymität ist ein Trugschluss. "Privates kann schnell öffentlich werden und plötzlich sieht der potenzielle Arbeitgeber oder Vermieter die Fotos der letzten Sauftour." Zudem können Spammer gezielt Werbung verschicken, weil sie über die Interessen des Nutzers bestens informiert sind. "Einträge im Internet sind schwer zu löschen, besonders wenn sie von Dritten stammen", sagt der Experte. Das Internet vergisst nichts. "Niemand sollte reflexartig Freundschaftsanfragen annehmen. Im realen Leben hat doch auch niemand 200 Freunde." Freundschaftsanfragen sollten nur von Freunden akzeptiert werden, die man auch im echten Leben kennt. Sophus rät außerdem, die Sicherheitseinstellungen der sozialen Netzwerke aktiv zu nutzen.