Los Angeles. Vom Laufband auf den Laufsteg: Lange Zeit waren sie der Inbegriff für Stillosigkeit, sobald sie außerhalb von Fitnessstudios getragen wurden. Nun sind sie begehrte Designerstücke - die Jogginghosen. In den 80er-Jahren Symbol für Fitness, verkehrte sich die Wahrnehmung der Sporthose ein paar Jahre später ins Gegenteil. Sie wurde zum Wahrzeichen für Bequemlichkeit. Wer in keine andere Hose passte, trug Schlabberhosen aus dehnbarem Baumwollstoff - auf dem Sofa, vor dem Fernseher, beim Campingurlaub oder zum Dosenbier. Mal abgesehen von Rappern wie Bushido (31) befand niemand eine Jogginghose für straßentauglich.

Bis jetzt. Denn plötzlich taucht die Jogginghose auf Laufstegen und in Klatschmagazinen auf. Stil-Ikonen wie Madonna (51) oder Natalie Portman (28) tragen in ihrer Freizeit nicht nur die edlen Teile von Designern, sondern auch - wie der Mainstream - die Hosen bekannter Sportmarken. Nicht jedem gefällt das. "Heute sieht man Julia Roberts (42) und Cameron Diaz (37) ungekämmt in Jogginghosen rumlaufen, die sehen aus wie Obdachlose, so was gab es früher nicht. Früher mussten sich Schauspielerinnen in ihren Verträgen verpflichten, wie Stars aufzutreten, wenn sie das Haus verlassen", beklagte Modemacher Valentino (67). Was der Meister der klassischen Eleganz verschwieg: Er hatte die Jogginghose selbst in eine seiner Kollektionen aufgenommen. Offensichtlich wird mit zweierlei Maß gemessen und zwischen edlem und schäbigen Jogginghosen-Look unterschieden. Asozial und prollig oder lässig und stilvoll? Auf die Kombination kommt es an.

Die Modekolumnistin Marlene Sørensen von der Zeitschrift "Maxi" sagt: "In den letzten zehn Jahren ist die Straße zum wichtigen Laufsteg geworden." Gerade junge Designer wie Alexander Wang oder Isabel Marant fielen mit Kollektionen auf, die direkt vom Stil der Straße inspiriert waren. "Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Designer schließlich das Kleidungsstück rausgriffen, das am wenigsten glamourös ist - und es glamourös machten." Aber als direkte Reaktion auf die Krise sollte man diesen Hosen-Trend nicht verstehen. Schließlich kosten Designerstücke gerne mal mehrere Hundert Euro und sind dann aus Kaschmir oder Seidengemisch.

Selbst ein Exemplar aus Jersey hat seinen Preis. Ein Modell des Hamburger Modelabels FKK zum Beispiel kostet 165 Euro. FKK-Designer Tobias Jopp (40): "Es ist die Kombination aus formalem Stil und Sportswear, die durch die Wahl des Materials und Details zu etwas Besonderem werden." Sein Tipp: mit schmal geschnittenem Jackett oder Hemd, Krawatte und Pullunder kombinieren. "Ein Garant für einen coolen, sportiven Look", sagt Jopp. Auch für Frauen lautet die Devise Stilbruch. "Pumps zur Jogginghose sehen sehr feminin aus."