Nach dem Winterchaos am Wochenende normalisiert sich die Lage in Deutschland wieder. Lob für Autofahrer.

Hamburg. An dieser Stelle gleich mal die gute Nachricht: Uns im Norden geht es besser als den Bayern. Meteorologe Robert Hausen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Hamburg prophezeit: "Es wird zu Weihnachten nicht voll grün sein." Die ein bisschen weniger gute Ergänzung ist allerdings, dass es auch nicht wirklich weiß sein wird. Die Trendfarbe des Heiligen Abends wird wahrscheinlich ein tristes Grau. Temperaturen von mehr als null Grad und leichter Schneeregen am Tag lassen die weiße Pracht zu Matsch werden. Die Bayern aber, die bisher irgendwie immer auf verschneite Festtage abonniert waren, bekommen dank Föhn Temperaturen um die sechs Grad. Damit sind dort in diesem Jahr nicht die Schnee-, sondern die Matschberge höher. In Hamburg selbst gab es zuletzt 2002 weiße Weihnachten.

Für die Meteorologen ist das Wettergeschehen nichts Ungewöhnliches: In etwa sieben von zehn Jahren gibt es kurz vor dem Fest "Weihnachtstauwetter" mit milder Atlantikluft, die den bis dahin gefallenen Schnee schmelzen lässt, sagt Martin Jonas, DWD-Meteorologe in Offenbach. Das heißt: Deutschland taut langsam wieder auf.

Doch zunächst startete die Weihnachtswoche mit Eis, Schnee und Chaos im Reiseverkehr. Rutschpartien auf den Straßen zwischen Kiel und Konstanz führten auch gestern zu unzähligen Karambolagen und Staus. Auf Bahnhöfen und Flughäfen waren starke Nerven gefragt: Züge und Flüge verspäteten sich zum Teil beträchtlich. Ein tragischer Todesfall wurde aus Sachsen gemeldet. In Lohmen erfror ein demenzkranker 84-Jähriger in seinem Garten. Am Wochenende hatte die Kältewelle mit Temperaturen um minus 20 Grad in Deutschland mindestens sieben Todesopfer gefordert.

Heute steigen die Temperaturen schon wieder auf zehn Grad über null. Die Räumdienste arbeiten dennoch weiter auf Hochtouren. Weil der Boden noch tiefgefroren ist, kann es in den nächsten Tagen zu Blitzeis auf den Straßen kommen. Trotz zahlreicher Unfälle bescheinigte die Polizei den Autofahrern allgemein vernünftiges Verhalten im Straßenverkehr. Bei den meisten Unfällen blieb es bei Blechschäden. Probleme machten immer wieder Lastwagen, die ins Rutschen gerieten und sich quer stellten. Kilometerlange Staus - etwa auf der Autobahn München-Salzburg oder der A 1 im Großraum Hamburg - waren die Folge. Den längsten Stau gab es auf der A 1 bei Wuppertal. Dort ging nach Ende des Sonntagsfahrverbots für Lastwagen zeitweise nichts mehr. Das Technische Hilfswerk versorgte die feststeckenden Autofahrer mit heißem Tee und wärmenden Wolldecken. Gegen 2 Uhr am Montagmorgen waren die Streufahrzeuge endlich durchgekommen. Der Verkehr rollte wieder.

Schnee und Kälte bereiten der Bahn weiterhin Probleme. "Wir haben bundesweit Störungen", sagte ein Bahnsprecher in Berlin. "Wir fahren aber deutlich besser als am Wochenende." Mal fielen Signalanlagen aus, mal ließen sich Weichen nicht stellen, mal seien Loks nicht fahrbereit.

Rund 300 Flüge hatte die Lufthansa am Wochenende wegen Schneetreibens abgesagt. Der Großteil der übrigen Flüge sei verspätet gewesen, teils bis zu 18 Stunden, sagte ein Airline-Sprecher. Einige Passagiere verbrachten die Nacht am Frankfurter Flughafen. Auch gestern war Geduld gefragt: 100 Starts und Landungen wurden bis zum Nachmittag gestrichen. Der Flughafen Düsseldorf nahm gestern den Betrieb wieder auf, nachdem am Sonntag der komplette Flugverkehr eingestellt worden war. 700 Fluggäste hatten die Nacht auf dem Flughafen verbracht.

Ski- und Rodelfans können sich über die Feiertage auf gute Schneebedingungen freuen - vor allem in den Alpen, im Schwarzwald, im Bayerischen Wald, im Erz- und Fichtelgebirge. Der ultimative Trainingstipp für Hamburger Wintersportler: Deutschlands nördlichster Skilift am Bungsberg in der Holsteinischen Schweiz hat seinen Betrieb aufgenommen. Er bringt Skifahrer auf die mit 168 Metern höchste Erhebung Schleswig-Holsteins. Die rund 300 Meter lange Abfahrt dauert - je nach Können - immerhin bis zu 20 Sekunden ...