Die katholische Kirche warnte, für die Liberalisierung der Abtreibungsgesetze zu stimmen. Wer das tue, begehe eine Sünde.

Madrid. Der Streit um die Abtreibung in Spanien spitzt sich zu. Die katholische Kirche des Landes warnte erneut die katholischen Parlamentsabgeordneten, für die Liberalisierung der Abtreibungsgesetze zu stimmen. Wer dem neuen Gesetz seine Stimme gebe, begehe öffentlich eine Sünde und könne folglich nicht mehr die Kommunion empfangen; diese mehrfach geäußerte Feststellung wiederholte der Sprecher der Spanischen Bischofskonferenz, Juan Antonio Martinez Camino, am Freitag. Anlass war die erste Billigung der Gesetzesreform durch das spanische Parlament.

Am Donnerstag hatte sich in erster Lesung eine knappe Mehrheit von 183 zu 162 Abgeordneten des Parlaments für den Reformtext ausgesprochen, der die bisherige Indikationslösung durch eine Fristenreglung ersetzen soll. Laut den Plänen der sozialistischen Regierung sollen Schwangerschaftsabbrüche künftig bis zur 14. Woche und in Ausnahmefällen bis zur 22. Woche straffrei sein. Besonders umstritten ist, dass Mädchen ab 16 Jahren ohne Einverständnis und Wissen ihrer Eltern eine Abtreibung vornehmen lassen dürften.

Sozialisten, baskische Nationalisten und mehrere Linksparteien lehnten den Einspruch der konservativen Volkspartei gegen das Vorhaben ab. Es könnte bereits in wenigen Monaten endgültig verabschiedet werden könnte. Bibiana Aido, Spaniens Ministerin für die Gleichstellung der Frau, deutete mittlerweile an, sich bei der Regelung der Minderjährigen verhandlungsbereit zu zeigen.

Die Bischofskonferenz erklärte, die Kirche sei gegen die „Kultur des Todes“; dies erwarte sie auch von den katholischen Parlamentariern. Zu ihnen gehören zahlreiche Sozialisten wie Außenminister Moratinos oder Kongresspräsident Jose Bono. Wer für das Gesetz stimme, könnte erst wieder zur Kommunion zugelassen werden, wenn er öffentlich Reue zeige und eingestehe, einen Fehler begangen zu haben.