Sie stachen 800 Bewerber aus, obwohl sie zuvor noch nie auf den Brettern gestanden oder gar gezeltet hatten. Nun bezwingen sie das ewige Eis.

Wellington/Hamburg. Sie stammen von fünf Kontinenten, haben sechs verschiedene Glaubensrichtungen und sprechen sieben Sprachen: Die Rede ist von acht Frauen, die gestern auf Skiern zum Südpol aufgebrochen sind. Die Extremsportlerinnen stammen aus den Commonwealth-Ländern Großbritannien, Neuseeland, Zypern, Indien, Brunei, Ghana, Jamaika und Singapur. Das Team, das von seinem Basislager in der Antarktis 900 Kilometer vom Südpol entfernt gestartet ist, will täglich sechs bis zehn Stunden unterwegs sein. Dabei werden die Frauen mit Schneestürmen, verborgenen Gletscherspalten und Temperaturen jenseits von minus 30 Grad kämpfen müssen. Geschlafen wird in Zelten, auf Schlitten wird Verpflegung, Brennstoff und Equipment transportiert. Ohne einen Reiseführer müssen sich die Frauen gänzlich auf ihren eigenen Fähigkeiten verlassen, um sich zum südlichsten Punkt der Erde zu navigieren. Läuft alles wie geplant, werden sie Silvester am Südpol feiern. Bis es so weit ist, wird die Gruppe wohl einige Wochen der Entbehrungen erleben. Besonders kulinarisch muss sie einige Einschränkungen hinnehmen.

Die wichtigste Mahlzeit des Tages, das Frühstück, beginnt mit Porridge, einem Brei aus Haferflocken und Zucker. Nicht besonders lecker, aber ein guter Energielieferant. Da es zu kalt ist, um mitten am Tag einen Stopp im Freien einzulegen, beschränkt sich das Mittagessen auf Snacks aus Sesam, Popkorn, Schokolade, gesalzene Erdnüsse und Bananenchips. Am Ende des Tages, wenn die Etappe geschafft und das Lager aufgebaut ist, gibt es etwas Warmes zu essen - eine getrocknete Mahlzeit aus dem Folienbeutel, die mit heißem Wasser aufgegossen wird. Das hat einen großen Vorteil, da es keine Schüsseln sowie Töpfe gibt und damit auch keinen Abwasch.

Mit ihrer Expedition wollen die Teilnehmerinnen die Gründung des britischen Commonwealth vor 60 Jahren feiern sowie auf die Rolle und Erfolge der Frauen generell hinweisen. Zudem soll gezeigt werden, welche Chancen in einem besseren interkulturellen Austausch stecken. Der Commonwealth besteht aus 52 Staaten mit insgesamt zwei Milliarden Menschen. Das Team wurde aus 800 Bewerberinnen zusammengestellt. Bemerkenswert: Einige von ihnen standen zuvor noch nie auf Skiern, haben noch nie Temperaturen unter dem Gefrierpunkt erlebt, geschweige denn in einem Zelt übernachtet.

Doch die Frauen sind gut vorbereitet und haben den ersten Tag problemlos bewältigt. "Wir haben 8,1 Seemeilen (15 Kilometer) in sechs Stunden zurückgelegt. Viel mehr, als wir erwartet haben", berichtet Stephanie Solomonides (25) aus Zypern auf ihrer Internetseite ( www.kasperskycommonwealthexpedition.com ). Alle fühlten sich "high" vom Erfolg des Tages. "Felicity führte uns an. Als Teamchefin gebührt ihr Ehre. Wir hatten einen guten Lauf. Das Wetter war gut. Sonnig am Morgen, dann wurde es etwas kälter am Nachmittag und bewölkt. Nun sind wir in unseren Zelten, ruhen uns aus, versuchen unsere Sachen zu trocknen." Probleme gebe es nicht. "Wir gewöhnen uns gerade an unsere Umgebung, diese enorme weiße Wildnis. Ich kann nicht in Worte fassen, wie unglaublich leer alles wirkt. Davon abgesehen, freuen wir uns auf morgen."

Die Expeditionsmitglieder aus Brunei, Zypern, Ghana and Jamaika würden bei einem Gelingen als erste Menschen ihrer Nationen am Südpol stehen. Jene aus Indien, Singapur and Neuseeland wären zumindest die ersten Frauen ihres Landes. Es geht jedoch um mehr als Rekorde. Die abenteuerlustigen Frauen setzen neue Maßstäbe, was es heißen kann, alle Erwartungen zu übertreffen und seinen eigenen Weg zu verfolgen.