Er habe allein und im Auftrag des Sohnes der getöteten Familie gehandelt, sagte der 19-jährige Frederik B. gestern - und korrigierte damit seine bisherige Aussage.

Ulm. Dramatische Wende im Prozess um den Vierfachmord an einer Familie im baden-württembergischen Eislingen: Der 19-jährige Frederik B. hat die Schuld auf sich genommen und gestanden, die Familie seines Freundes Andreas H. alleine getötet zu haben. Der Geständige habe erklärt, "auf Bitten von A. H. (dem Sohn der Familie) die 31 Schüsse auf dessen Familienmitglieder abgegeben zu haben", teilte das Landgericht Ulm gestern mit.

Mit seiner Aussage vor Gericht korrigierte Frederik B. überraschend seine bisherigen Angaben. Der Polizei hatte er noch gesagt: "Wir waren das zusammen."

Warum er die Familie seines Freundes ausgelöscht hat, konnte der 19-Jährige bislang nicht erklären. "Mit dem Motiv tut er sich ganz arg schwer", sagte sein Anwalt Klaus Schulz. Nach wie vor gebe es keinen eindeutigen Grund für die Tat. Allerdings habe es ein Abhängigkeitsverhältnis von Frederik B. zum Sohn der getöteten Familie gegeben. "Er hat ein neutrales Verhältnis zu den Eltern und Schwestern gehabt und weder die Eltern noch Schwestern gehasst", sagte Schulz.

Andreas H. wird laut Gericht voraussichtlich am kommenden Mittwoch erstmals zu seiner Beteiligung an der Bluttat aussagen. Einem Gefängnismitarbeiter soll er jedoch gestanden haben, bei der Tat zwar dabei gewesen zu sein - aber nicht geschossen zu haben. Die Ermittler waren bisher von einer gemeinsamen Tat ausgegangen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden zur Tatzeit 18 und 19 Jahre alten Gymnasiasten vor, die Eltern und die beiden Schwestern von H. am Gründonnerstag aus Habgier mit 31 Schüssen aus Kleinkaliberwaffen ermordet zu haben. H. habe das Vermögen seiner Eltern von 256 000 Euro erben und sein Elternhaus verlassen wollen. Sein 19-jähriger Freund sollte auch davon profitieren und habe mit Blick darauf bereits eine entsprechende "Wunschliste" erstellt.

Die Leichen des 57-jährigen Heilpraktikers, seiner 55-jährigen Ehefrau und der 24 und 22 Jahre alten Töchter waren am Karfreitag in einem Eislinger Mehrfamilienhaus gefunden worden, das der Familie gehört. Laut Anklage waren zunächst die beiden jungen Frauen mit neun und zehn Schüssen ermordet worden. Danach wurden die Mutter und der Vater von den restlichen Schüssen tödlich getroffen. Die beiden Tatwaffen sollen die jungen Männer neben 15 weiteren bei einem Einbruch im Vereinsheim des Eislinger Schützengilde im Oktober 2008 erbeutet haben.

Auch dazu hat sich Frederik B. gestern geäußert. Sie hätten die Waffen unabhängig von den Morden gestohlen, sagte der 19-Jährige nach Angaben seines Anwalts aus. Sie seien "in den Wald gegangen, um damit zu schießen", habe sein Mandant hinzugefügt.

Die Verhandlung findet ohne Zuschauer statt, nur wenige Journalisten dürfen den Prozess verfolgen. Doch auch sie waren während der Vernehmung des Schulfreundes nicht im Saal zugelassen. Auch die Eltern durften bei seiner Aussage nur zeitweise dabei sein. Das Gericht will nach eigenen Angaben am 11. November weiterverhandeln.

Vermutlich wird sich dann auch der Sohn der getöteten Familie erstmals äußern. Sein Anwalt hatte ihm geraten, erst auszusagen, wenn das psychiatrische Gutachten komplett sei. Dies legte der Sachverständige gestern nun vor. Auch gegen Andreas H. wird hinter verschlossenen Türen verhandelt. Bis einschließlich Dezember sind noch 43 Zeugen und zwei Sachverständige geladen. Das Urteil wird am 27. Januar erwartet.