Tom Cruises Tochter trägt Pumps, Madonnas Nachwuchs posiert im Brautkleid: Wie Promis ihre Kinder zu Abziehbildern ihrer selbst machen.

Hollywood/Hamburg. Die zierlichen Füße stecken in silbernen Stöckelschuhen mit Vier-Zentimeter-Absatz. Die Haare sind vom Friseur gestylt, das rosa Rüschenkleid von "Juicy Couture" wahrscheinlich eine Empfehlung ihrer Stylistin. In der einen Hand ein Getränk von Starbucks, in der anderen Mamas Hand, so stöckelt Suri Cruise über Bostons Boulevard. Suri ist drei Jahre alt.

Ihre prominenten Eltern Katie Holmes (30) und Tom Cruise (47) geben im Jahr rund zwei Millionen Euro für die Kleidung ihrer Tochter aus. Das Mädchen soll 130 Paar Schuhe besitzen, darunter maßgefertigte Louboutin-Schuhe für 3900 Euro. Ihr Vater bescheinigte ihr stolz einen Schuhtick. Modeschöpfer wie Roberto Cavalli (68) und Giorgio Armani (75) entwerfen Kleider für das Kind. Auf www.suricruisefashion.blogspot.de sieht man, welche Marken die Kleine angeblich am liebsten trägt. Ein Kleidungsstück trägt sie selten zweimal.

Um ihre Sprösslinge groß herauszubringen, investieren Hollywood-Stars viel Geld - sehr viel Geld. Gwyneth Paltrows (37) Tochter Apple (5) hat eine eigene Schuhsammlung und bevorzugt das Luxus-Label Chanel. Gwen Stefanis (40) Sohn Kingston Rossdale (3) ist wortwörtlich mit dem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen. Der Junge, der gerade mit seiner blondierten Punkfrisur von sich reden machte, bekam den Brei mit einem diamantenbesetzten Löffel (3200 Euro) gefüttert. Auch Rapper P. Diddy (38) lässt sich nicht lumpen, wenn es um Sohnemann Justin (16) geht. Zum Geburtstag gab es von Papa eine Diamantkette für schlappe 116 000 Euro.

Warum muss ein Teenager ein Schmuckstück tragen, das so teuer ist wie zwei Porsche Cayman? Und kann eine Dreijährige überhaupt ein eigenes Stilempfinden haben oder ist sie schier Opfer des elterlichen Geltungsdrangs?

Sicher, jedes kleine Mädchen liebt es, sich zu verkleiden, mit Mamas Schminke zu experimentieren und Prinzessin zu spielen. Das bestätigt auch Borwin Bandelow, Professor für Psychiatrie an der Universität Göttingen und Autor des Buchs "Celebrities", in dem er sich mit den Auswirkungen von Ruhm auseinandersetzt. "Es ist normal, wenn sich Mädchen die hochhackigen Schuhe der Mutter anziehen. Solange es ein Spiel bleibt", sagt der Experte. Für Suri und die anderen Hollywood-Kinder ist es das nicht mehr. Das Naiv-Kindliche haben sie längst im Fokus der Öffentlichkeit verloren. Statt einer unbeschwerten Kindheit bekommen sie Applaus für angeblich angeborenes Fashiongespür und ihren Coolness-Faktor. Die Luxuskids spüren, dass sie etwas Besonderes sind, anders sind als andere Kinder. Wer ständig im Rampenlicht steht, glaubt am Ende, dass er toller, hübscher und wertvoller ist als andere. Ein guter Nährboden für ein narzisstisches Selbstbild.

"Narzissmus ist die Antriebsfeder für alle Künstler, ohne ein drängendes Geltungsbedürfnis und auch Selbstüberschätzung wären sie nicht berühmt", sagt Bandelow. Und diesen Geltungsdrang projizieren die Prominenten auf ihren Nachwuchs.

Designerklamotten, Schminke, Maniküre, Spanisch, Französisch, Ballettstunden, Geigen- und Klavierunterricht - den Promikids bleibt nichts erspart. Zeit zum Kindsein gibt es da nicht mehr. Anstatt wie Gleichaltrige herumzutollen oder im Sand zu spielen, müssen kleine It-Girls wie Suri funktionieren wie die Großen - als Mini-Ausgabe der modebegeisterten Mütter und ehrgeizigen Väter.

Dieses Phänomen hat einen Namen: Mini-Me werden Mamas modische Abziehbilder genannt. Denn einem dreijährigen Kind ist es sicherlich egal, ob es eine teure Designermarke trägt. Den Eltern offensichtlich nicht.

Auch Mega-Star Madonna (51) macht aus ihrer Tochter Lourdes (12) einen Star: Der Teenager hat eigene Stylisten und Schönheitsberater, bekommt einen eigenen Fitnesstrainer und trägt - ganz die Mutter - die neuesten Designerstücke. Auch beruflich wird sie wohl in die Fußstapfen ihrer berühmten Mum treten. Für Mamas Video "Celebration" posierte Lourdes im weißen Brautkleid und Schleier. Die Hände in Spitzenhandschuhen haucht das Mädchen mit knallrot geschminkten Lippen einen Handkuss in die Kamera und sieht dabei aus wie Madonna, als sie 1984 ihr Lied "Like a Virgin" für den Musiksender MTV performte. Madonna war damals allerdings schon 25 Jahre alt, nicht zwölf.