“Es wird Zeit, dass die Regierungen Ernst machen beim Artenschutz“, sagt Jane Smart, Direktorin bei der Weltnaturschutzorganisation IUCN. Sie legte gestern die globale Rote Liste der gefährdeten Arten für 2009 vor.
Gland. 17 291 der 47 677 untersuchten Pflanzen- und Tierarten sind im Bestand gefährdet, weitere 809 Arten bereits ausgestorben. Damit sei das Ziel der Vereinten Nationen, den rapiden Artenschwund bis zum Jahr 2010 deutlich zu bremsen, nicht mehr erreichbar, so Smart.
Unter den Landtieren leidet die Froschwelt am stärksten: 30 Prozent der 6285 erfassten Amphibien gelten als bedroht. Viele der Frösche, Lurche und Kröten leben in Regenwäldern, die weiterhin im Rekordtempo zerstört werden. Andere verlieren durch Staudämme ihre Lebensgrundlage. Und seit einigen Jahren rafft eine Pilzkrankheit die Frösche dahin. Der Pilz befiel auch den Baumfrosch Ecnomiohyla rabborum in Zentralpanama. Seit 2006 wurde dort nur noch das Quaken eines einzigen männlichen Frosches vernommen.
"Meist ist es nicht ein einzelner Grund, der das Aussterben einer Art besiegelt", sagt Volker Homes, Artenschutzexperte der Umweltstiftung WWF. Gerade Arten mit einem sehr kleinen Verbreitungsgebiet seien anfällig für kleine Veränderungen des Lebensraums oder gegenüber Krankheiten, könnten dadurch schnell ausgelöscht werden.
Der WWF geht davon aus, dass sich die Aussterberate durch menschliche Einflüsse mindestens tausendfach erhöht hat. So gefährdet auch die zunehmende Belastung von Wasserressourcen die Existenz ihrer Bewohner: 1147 Süßwasserfischarten sind im Bestand bedroht, satte 37 Prozent der überprüften Spezies. "Die Bewohner von Süßwasser sind lange Zeit vernachlässigt worden", sagte IUCN-Artenschutzexperte Jean-Christophe Vie. Die jüngsten Untersuchungen aber bestätigten, wie sehr auch sie bedroht seien.
Etwas besser ist die Situation der Säugetiere. Hier gelten 21 Prozent der 5490 betrachteten Arten als bedroht. Doch gerade Vertreter dieser Tiergruppe sind Mahner für mehr Artenschutz: Nur noch 3200 der majestätischen Tiger leben in freier Wildbahn - sie drohen zu Zootieren zu verkommen. Von den Eisbären gibt es zwar heute noch 20 000 bis 25 000 Tiere. Doch führt der Klimawandel dazu, dass ihnen das Eis, ihr Lebensraum, zwischen den Tatzen zerrinnt.
Insgesamt wird die Rote Liste immer länger. Das liegt vor allem daran, dass die IUCN immer mehr Arten untersucht (in diesem Jahr 2839 Arten mehr als im Vorjahr). Doch die Erhebung sei nur die Spitze des Eisbergs, betont die IUCN: "Uns ist es gelungen, den Bestand von 47 667 Arten zu untersuchen. Aber draußen gibt es viele weitere Millionen Arten, die ernsthaft in Gefahr sein können. Lasst uns die Schutzanstrengungen verstärken und nicht warten, bis noch mehr Arten untersucht sind. Dann könnte es für einige von ihnen zu spät sein."