Los Gigantes ist für seinen schwarzen Sand berühmt. Obwohl der Abschnitt gesperrt war, tummelten sich hier etwa 300 Gäste.

Santa Cruz/Madrid. Tod und Schrecken im Ferienparadies auf Teneriffa: Wie aus heiterem Himmel sind Felsbrocken von einer Klippe auf einen belebten Badestrand gestürzt und haben zwei Frauen erschlagen.

Zuerst waren zwei tonnenschwere Felsen krachend auf den Strand von Los Gigantes in der Gemeinde Santiago del Teide im Westen der spanischen Ferieninsel gedonnert. Dann folgte eine Lawine aus Sand und Geröll. Der Strand wurde in eine dichte Staubwolke gehüllt. Zahlreiche Badegäste rannten schreiend um ihr Leben. Sie konnten sich noch rechtzeitig vor den herabstürzenden Brocken in Sicherheit bringen. Eine 57 Jahre alte Britin und eine 34 Jahre alte Spanierin konnten nicht mehr davonlaufen. Sie wurden von den Erd- und Gesteinsmassen verschüttet. Der Sohn der Britin und der Verlobte der Spanierin mussten nach Medienberichten mit ansehen, wie die Frauen getroffen zu Boden stürzten und später nur noch tot geborgen wurden.

Mehr als 150 Polizisten, Feuerwehrleute und Angehörige von Rettungsdiensten suchten in den abgestürzten Geröllmassen nach möglichen weiteren Opfern. Zunächst hieß es, vier weitere Menschen seien verschüttet. Die Helfer brachen die Suche aber in der Nacht zu gestern ergebnislos ab. Es sei ausgeschlossen, dass das Gestein weitere Menschen unter sich begraben habe, sagte der Einsatzleiter gestern.

Das Unglück ereignete sich am Sonntagnachmittag nahe einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten auf Teneriffa. Der Strand liegt in der Nähe einer Felswand, die den Namen Los Gigantes (die Riesen) trägt. Die Klippen an der Steilküste sind bis zu 450 Meter hoch und fallen fast senkrecht ins Meer ab. Oben hat man einen spektakulären Ausblick auf das Meer. Am Tag des Unglücks herrschte bei 26 Grad im Schatten herrliches Badewetter. Etwa 300 Menschen aalten sich auf dem schwarzen vulkanischen Sandstrand in der Sonne - noch bis Februar ist hier Hochsaison. Besonders bei den Briten ist dieses Gebiet sehr beliebt. Viele haben in Santiago del Teide Wohnungen gekauft.

Die Felsbrocken waren bis zu fünf Meter groß und aus einer Höhe von etwa 50 Metern auf ein etwa 100 Quadratmeter großes Areal gestürzt. Vor einem Monat hatten sich dort schon einmal ein paar Felsbrocken aus den Klippen gelöst. Dabei war niemand verletzt worden. Die Behörden ließen die gefährliche Stelle mit Bojen markieren. "Ich wies jeden Tag die Badegäste darauf hin, dass dort das Baden verboten ist", sagte gestern ein Rettungsschwimmer. "Aber viele Leute schlugen die Warnungen in den Wind." Auch kurz vor dem Unglück habe er die Badenden gewarnt - vergebens.

Mehrere Anwohner betonten demgegenüber, die angebrachten Warnhinweise seien kaum zu erkennen gewesen. "Es ist unfassbar", sagte der Besitzer einer Gaststätte. "Man hatte das Unglück kommen sehen, aber kaum etwas dagegen unternommen." Bürgermeister Juan Gorrín hatte eine Sperrung des Strandes abgelehnt, weil dies für die Besitzer der Ausflugslokale unzumutbare finanzielle Einbußen bedeutet hätte. Gestern war der Strand dann komplett gesperrt. Bis zur Befestigung der Klippe soll das Baden dort verboten sein. An der Algarve-Küste im Süden Portugals hatte sich Ende August ein ähnlich schweres Unglück ereignet: Dort waren fünf portugiesische Badegäste an einem Strand von Felsen erschlagen worden.