Auch wenn die Menge deutlich unter dem Vorjahr liegt, haben die Trauben doch ein hohes Mostgewicht.

Hamburg. Die frühen Rebsorten sind bereits eingebracht. Nun beginnt die Lese der Rieslingtrauben. Doch schon jetzt zeigt sich, der neue Jahrgang bringt sehr gute Qualitäten - auch wenn die Menge deutlich unter Vorjahresniveau liegt. Deutschlands Winzer sind zufrieden. Vor allem die roten Rebsorten haben vom trockenen Spätsommer profitiert.

"2009 wird ein Spitzenjahrgang", sagt Matthias Wolf vom Weingutschloss Ortenberg in Baden. "Besser als in den vergangenen beiden Jahren." Das Weingut baut hauptsächlich Blauen Spätburgunder, Klingelberger Riesling, Müller-Thurgau, Weißen und Grauen Burgunder an. "Wir befinden uns in den letzten Zügen der Weinlese", sagt Wolf. Ende der Woche wird sie abgeschlossen sein. Dann wird sich zeigen, wie gut die Weißweine werden.

Denn vor allem der Riesling ist, neben Spätburgunder, ein wichtiges Aushängeschild des deutschen Weinbaus und zählt seit einigen Jahren zu den Exportschlagern, besonders auf dem asiatischen und nordamerikanischen Markt. Der Riesling zeichnet sich durch seine typische Spritzigkeit aus, den ihm der Säuregehalt der Moste verleiht. Genau der fällt in einigen Regionen nach acht Wochen Trockenheit im August und September aber zu niedrig aus. Deshalb haben die deutschen Anbauverbände im Berliner Landwirtschaftsministerium eine künstliche Ansäuerung erlaubt. Zum zweiten Mal in der Geschichte des deutschen Weinbauverbands. Nur im Hitzesommer 2003 durfte bisher bis zu 1,5 Gramm Weinsäure je Liter zugemischt werden.

Hatten die Winzer sonst immer ein Problem mit zu kühlen und nassen Sommern, gebe es heute kaum noch schlechte Jahrgänge, sagt Wolf. "2006 war nicht so herausragend", so der Kellermeister. Da habe es viel geregnet. "Doch selbst diese Weine haben noch eine gute Qualität." Auswirkungen des Klimawandels. "Zukünftig werden die schlechten Jahrgänge wohl die sehr heißen sein."

Auch die Erntemenge falle wegen der Trockenheit geringer aus als im Jahr zuvor. "Bis zu 20 Prozent", sagt Christa Wöhrle, deren Weingut seit 1980 auf ökologischen Anbau umgestellt hat und damit eine der ersten Bio-Winzer in der Pfalz war. Die bereits abgeschlossene Ernte zeichne sich auch hier durch eine sehr gute Qualität der Trauben aus, sagt Wöhrle. Außerdem seien die Mostgewichte, also der Zuckergehalt der Trauben, sehr hoch - ein wichtiges Kriterium für die Weinqualität. Sie lägen bei 90 bis 110 Grad Oechsle, so die Pfälzerin. Der Saftanteil in den Trauben sei eher gering, was jedoch dem Weinaroma zugute komme. Sie werde von der Ausnahmegenehmigung zu säuern keinen Gebrauch machen müssen. Die Säurewerte sind je nach Region, Niederschlag und Bodenverhältnissen sehr unterschiedlich. Winzer dürfen den Mosten vor der Gärung Zucker zugeben, um fehlende Sonne auszugleichen.

Mit 100 000 Hektar Ertragsrebfläche gehört Deutschland zu den kleineren Erzeugerländern. Die Weine kommen aus 13 offiziell klassifizierten Anbaugebieten, die vor allem im Südwesten und Süden des Landes liegen. Das westlichste Anbaugebiet ist Mosel-Saar-Ruwer, Rheinhessen das größte - dicht gefolgt von der Pfalz. Baden ist das südlichste, Saale-Unstrut das nördlichste Anbaugebiet. Das kleinste deutsche Anbaugebiet ist Sachsen.

Die deutschen Anbauzonen gehören zu den nördlichsten Weinanbaugebieten der Welt. Einzig Baden im Süden fällt in die von der EU ausgewiesene Klimazone A (wie die französischen Anbaugebiete Elsass, Champagne, Loire). Die anderen Regionen gehören zur Klimazone B. Das kontinentale Klima mit deutlichen Jahreszeiten, großen Tag-und-Nacht-Schwankungen und einer vergleichsweise langen Vegetationsperiode bildet die Voraussetzung für ausdrucksstarke Weißweine mit guter Säurestruktur und Fruchtigkeit.