Auch Männer können weinen. Trotz und Wasser. Aber nur 17-mal im Jahr. Frauen dagegen schaffen es bis zu 30- bis 64-mal.

Es zählt bekanntlich zu den gesicherten Tatsachen, dass beide Geschlechter nicht exakt baugleich sind. Gegensätze ziehen sich aus. Darum hätte man die Sache mit dem kleinen Unterschied irgendwie tiefer verortet als die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft. Ophthalmologen? Ein Respekt einflößendes Synonym für Augenheilkundige. Und die haben nun entdeckt, dass auch Männer weinen. Trotz und Wasser. Aber nur 17-mal im Jahr. Frauen dagegen 30- bis 64-mal.

Ausdauernder sind Frauen dabei auch: Sie lassen sechs Minuten lang die Tränen kullern; Männer bringen es maximal auf vier Minuten - aber immerhin. Die Untersuchung widerlegt zugleich die alten Griechen mit ihrem Mantra "echte Männer weinen nicht". So gesehen war der Jammerlappen Odysseus, der bei der geringsten Erwähnung seiner Heimat Griechenland in Tränen ausbrach, ein echter Avantgardist. Heutzutage sind es andere Gründe, aus denen Männer nah am Wasser bauen. Etwa wenn dem Auto etwas zustößt. Eine Frau ist insgesamt flexibler. Ihre Träne ist eine Möglichkeit, mit der sie ihren Schmerz, ihren Kummer, ihre Freude, Liebe, Einsamkeit, Bekümmernis und ihren Stolz ausdrücken kann. Aber nur eine !

Klageweiber und Heulsusen - vorbei die Zeiten, da Männer wasserfest und Tränen Frauensache waren. Als Beweis genügt ein Blick auf jenes Feuchtgebiet, an dem die Welt am männlichsten ist. Was ist auf dem Fußballplatz nicht alles geheult worden. Harte Kerle wie Maradona, Hoeneß oder Hitzfeld ließen ihren Tränen freien Lauf. So viel zum Geschlechterkampf: Lola rennt, Ottmar flennt.

Der Fußballspieler, oft verschrien als Klopper und Rumpelfüßler, ist in Wirklichkeit ein sensibles, zart besaitetes Wesen, das man, wenn es nach einer Niederlage schluchzend zusammenbricht, in den Arm nehmen möchte, dabei Dragoslav Stepanovics Worte zitierend: "Lebbe geht weiter." Oder, um es mit Ophthalmologen zu sagen: Heul doch!