Er war einer der populärsten Fernsehmoderatoren Brasiliens. Jetzt steht er unter einem ungeheuerlichen Verdacht: Wallace Souza (50) soll mindestens fünf Morde in Auftrag gegeben haben, um mit exklusiven Filmaufnahmen über die Verbrechen die Einschaltquote seiner TV-Sendung “Crime-Show“ zu erhöhen.

Manaus. Der ehemalige Regionalabgeordnete hat sich nach Bekanntwerden der Anschuldigungen, wie berichtet, den Behörden gestellt. Jetzt sitzt er im Gefängnis von Manaus in einer Einzelzelle - wie es in Brasilien für Häftlinge mit höherem Abschluss üblich ist. Souza war früher Polizist und einer der populärsten Parlamentarier im Bundesstaat Amazonas. Deswegen blieb er zunächst auf freiem Fuß. In der vergangenen Woche schloss die Volksvertretung Souza dann jedoch aus ihren Reihen aus, die Immunität wurde ihm entzogen.

Seit Jahren jagt der Moderator für den TV-Sender Canal Livre Verbrecher, zeigt die Tatorte furchtbarer Morde, immer im Namen der Gerechtigkeit. Und wenn wieder einmal eine Leiche gefunden wird, ist sein Kamerateam stets pünktlich zur Stelle - manchmal zu pünktlich, wie ein früherer Leibwächter Souzas nun in seiner Zeugenaussage behauptet.

Nach seiner Darstellung war das Team der "Crime-Show" oft schon vor dem Verbrechen am Tatort, weil Souza die Morde in Auftrag gegeben haben soll. Einige der Aufnahmen wurden dann im Fernsehen ausgestrahlt. Der unter dem Spitznamen "Mao" bekannte Bodyguard nannte in seiner Vernehmung außerdem weitere Details und Namen der Beteiligten. So soll in einem Fall ein rivalisierender Drogenhändler liquidiert worden sein. Denn die Staatsanwaltschaft ermittelt auch wegen Drogenhandels, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Zeugenbestechung und illegalen Waffenbesitzes gegen Souza. Er soll tief in die organisierte Kriminalität verstrickt sein. In diesem Zusammenhang sind bereits 15 Personen festgenommen worden, darunter auch Wallace Souzas Sohn.

Der TV-Moderator, der auch dank seiner Fernsehpräsenz bei der Wahl 2006 die meisten Stimmen als Abgeordneter bekam, stellt sich indes als Opfer einer Verschwörung dar. Bereits im August hatte er behauptet, dass seine Mitarbeiter allein deswegen so schnell am Tatort gewesen seien, weil sie gute Quellen gehabt und den Polizeifunk abgehört hätten.