Trümmer und Tote, so weit das Auge reicht: Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden hat die Erde vor der indonesischen Insel Sumatra gebebt und weite Landstriche in Schutt und Asche gelegt.

Jakarta. "Es sieht aus, als hätte jemand eine Atombombe hinter den Bergen abgeworfen", sagte ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes, der das Katastrophengebiet mit einem Hubschrauber überflog. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind mindestens 1100 Menschen bei dem schweren Beben vom Mittwoch (Stärke 7,6) und dem Nachbeben (Stärke 6,8) am Donnerstag ums Leben gekommen, Zehntausende wurden obdachlos. Bisher bargen die Rettungskräfte 531 Leichen.

Aber Tausende Menschen werden allein in der 900 000-Einwohner-Stadt Padang noch unter den Trümmern vermutet, darunter viele Schulkinder. Armee und Polizei sind mit Baggern und Presslufthämmern im Einsatz. Viele Hundert Helfer graben mit bloßen Händen nach Überlebenden. Rotkreuz-Koordinator Bob McKerrow: "Leichen liegen auf dem Boden, Menschen laufen orientierungslos umher. Es sind die schlimmsten Zerstörungen, die unsere Mitarbeiter in den vergangenen 15 Jahren in Indonesien gesehen haben."

Überall in der Stadt sind Menschen verschüttet - und dann die Angst: Wann bebt es wieder? Experten sagen mit erschreckend hoher Wahrscheinlichkeit voraus, dass ein Beben droht, das alles seit 200 Jahren Dagewesene in den Schatten stellt. "Wir rechnen mit einem Beben im Bereich 8,8", sagt Kerry Sieh von der Nanyang-Universität in Singapur. Ein solches Beben könnte zehn Meter hohe Tsunamiwellen auslösen, die in wenigen Minuten auf die Küste treffen.