Echte Reue oder Spekulation auf eine Bewährungsstrafe? Wilfried Mohren hat vor Gericht unter Tränen seine Bestechlichkeit gestanden.

Leipzig. Wilfried Mohren kämpfte mit den Tränen, als er am Dienstag vor dem Landgericht Leipzig sein mehr als einstündiges Geständnis ablegte. Der ehemalige Sportchef des MDR Fernsehens gab zu, unrechtmäßig Gelder von Sportverbänden und Unternehmen angenommen zu haben. Dabei sei er "zu nah am Gegenstand der Berichterstattung" gewesen. Der 51-Jährige entschuldigte sich für sein "unrichtiges Verhalten". Zugleich versuchte er, sich als Opfer seiner damaligen Geschäftspartner darzustellen, die ihn massiv unter Druck gesetzt hätten.

Die Anklage wirft Mohren vor, auf eigene Rechnung öffentlich-rechtliche Sendezeit an Sportverbände und Unternehmen verkauft zu haben. Ihm sollen auf diese Weise knapp 331 000 Euro zugeflossen sein. Dafür hat er für Unternehmen und die Stiftung Deutsche Sporthilfe werbewirksame Auftritte im MDR-Fernsehen arrangiert. Zur Verschleierung wurden die Zahlungen über die Veranstaltungsfirma von Mohrens Frau Christiane abgewickelt.

Am Widerspruch von Staatsanwältin Karin Schreitter-Skvortsov scheiterte am Dienstag ein Verständigungsvorschlag des Gerichts, wonach Mohren im Falle eines glaubhaften Geständnisses lediglich mit einer zweijährigen Bewährungs- und einer Geldstrafe hätte rechnen können. Die Anklagevertreterin bezweifelte, dass er ehrliche Reue und Einsicht zeige. Dennoch zog die Kammer am Dienstag in Erwägung, Mohren im Falle eines glaubhaften Geständnisses eine Strafobergrenze von zwei Jahren auf Bewährung zuzusichern.

Diese Aussicht auf ein Leben außerhalb von Gefängnismauern schien Mohren erst recht anzuspornen, vor Gericht möglichst authentisch zu wirken. Er habe von seinem damaligen Arbeitgeber MDR eine generelle Nebentätigkeitserlaubnis bekommen und deshalb zunächst kein schlechtes Gewissen wegen seiner Verträge mit Unternehmen und Organisationen gehabt. Durch sein Festhalten an einem Moderationsvertrag, bei dem er nur Ausfallhonorar kassierte, habe er "den Eindruck der Beeinflussbarkeit erweckt".

In Bezug auf die von ihm kassierten Gelder von der Stiftung Deutsche Sporthilfe betonte Mohren, er habe Dienstliches und Privates nicht getrennt und sei "unsensibel" gewesen. "So eine Verbindung hat ein Geschmäckle nach außen", gestand der Ex-Sportchef, der seine äußerst emotional wirkende Erklärung immer wieder unterbrechen musste und um Fassung rang.

Mohren berichtete, er habe für den MDR Sponsoringverträge ausgehandelt, dafür aber von der ARD-Anstalt nicht die erwartete finanzielle Anerkennung bekommen. Der Sponsor habe ihm daraufhin seinen Anteil direkt zukommen lassen. Zudem sei er für regionale Fußballvereine auf Sponsorenakquise gegangen und habe dabei ungewollt "ein Eigentor geschossen", sagte Mohren. "Was passiert ist, ist furchtbar", beendete der Angeklagte sein Geständnis.

Die Ermittlungen gegen ihn hätten wegen seiner Bekanntheit durch das Fernsehen eine "Prangerwirkung" gehabt, sagte Mohren. Die Tätigkeit beim MDR sei für ihn die Erfüllung eines Lebenstraums gewesen. Die Zeit nach seiner fristlosen Entlassung sei für ihn unter anderem wegen der "medialen Stigmatisierung" ein vier Jahre langer fortlaufender Alptraum gewesen, erklärte Mohren mit zitternder Stimme.

Der Angeklagte muss sich wegen Bestechlichkeit in 19 Fällen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm außerdem Vorteilnahme, Betrug und Steuerhinterziehung vor. Angeklagt sind auch seine Ehefrau Christiane und zwei weitere mutmaßliche Mittäter. (ddp)