Im Fall des ausgebrannten Autos in Berlin, in dem die Leichen einer Frau und dreier Kinder gefunden wurden, deutet alles auf einen Selbstmord hin.

Schönefeld. Sie wusste offenbar keinen anderen Ausweg: In einem ausgebrannten Auto in Schönefeld am südlichen Stadtrand von Berlin sind am Donnerstag die Leichen von einer Frau und drei Kindern entdeckt worden – vermutlich war es eine Familientragödie. Ein im Wagen gefundener Benzinkanister deute darauf hin, dass die Frau ihre sechs- bis elfjährigen Kinder mit in den Tod genommen hat, sagte der Potsdamer Staatsanwalt Tom Köpping. Zudem habe der Vater der Familie aus dem Berliner Bezirk Treptow-Köpenick angegeben, dass ihm seine Frau eine Abschiedsnotiz auf dem Anrufbeantworter hinterlassen habe: Sie könne nicht mehr, er solle sich ein neues Leben aufbauen, und es sei nicht seine Schuld.

Gegen 2.30 Uhr hatten Zeugen das brennende Fahrzeug in einer einsamen Seitenstraße in der Nähe des Flughafens Schönefeld entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Doch jede Hilfe kam zu spät. Die bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leichen wurden geborgen, nachdem Kriminaltechniker Spuren gesichert hatten. Die Reste des verkohlten Benzinkanisters lagen nach Auskunft Köppings hinter dem Fahrersitz. „Es gibt keine Anhaltspunkte für eine Fremdbeteiligung.“

Ob der Wagen von innen abgeschlossen war und ob es Hinweise darauf gibt, dass die Kinder vor ihrem Tod betäubt waren, konnte der Staatsanwalt nicht sagen. Eine Obduktion der Leichen sei beantragt. Nach unbestätigten Angaben soll die Frau psychische Probleme gehabt haben. Laut Köpping kommt die Familie aus geordneten Verhältnissen.

Um zweifelsfrei von einem sogenannten erweiterten Selbstmord sprechen zu können, müssten noch die Hintergründe des Geschehens geklärt werden. Der Anrufbeantworter sei sichergestellt und werde ausgewertet. Der 48 Jahre alte Mann werde von einem Seelsorger betreut.

Der Familienvater war nach eigenem Bekunden am frühen Morgen aufgewacht und hatte dann bemerkt, dass seine Frau und die Kinder verschwunden waren. Gegen 4.30 Uhr alarmierte er die Polizei. Zwischen dem Fundort des ausgebrannten Wracks in der von Wiesen und Brachflächen umgebenen kleinen Straße und dem Wohnort der Familie liegen laut Polizei einige Kilometer.

Nach Überzeugung der Expertin für Suizidforschung, Ute Lewitzka, ist bei erweiterten Selbstmorden „mit Sicherheit eine schwergradige psychische Störung“ bei den Betroffenen anzunehmen. Dabei könne es sich um schwere Depressionen oder auch um schizophrene Erkrankungen handeln, sagte die Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie an der Universität Dresden der dpa.

Bei Schizophrenie könnte ein erweiterter Suizid durch Wahnvorstellungen ausgelöst werden. Die Betroffenen glauben Stimmen zu hören, die sie zu der Tat treiben. Bei Depressionen sei es die extreme – fast wahnhafte – Vorstellung der Kranken, dass beispielsweise ihre Kinder ohne sie nicht mehr gut aufwachsen könnten, erläuterte Lewitzka. „Sie sehen dann keinen anderen Ausweg mehr, als sich und die Kinder umzubringen.“ (dpa)