Die Strafen variieren weltweit zwischen Peitschenhieben, Haftstrafe und Bußgeld: Heimliches Rauchen auf Flugzeugtoiletten bleibt ein Problem.

Hamburg. In arabischen Ländern gibt es - wenn man Pech hat - 50 Peitschenhiebe, in den USA ein paar Monate Gefängnis. In Deutschland und den Nachbarländern dagegen kommen Raucher in Flugzeugtoiletten mit einem Bußgeld davon. Seit vielen Jahren fordern Fluggesellschaften eine weltweit einheitliche juristische Regelung und härtere Strafen - aber nichts passiert. Dabei bleibt Rauchen im Flugzeug ein brisantes Problem, wie auch die Statistik des Luftfahrtbundesamtes (LBA) zeigt.

“Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 52 Verfahren gegen Passagiere, die in Flugzeugen geraucht haben“, berichtet LBA- Sprecherin Cornelia Cramer in Braunschweig. Auch wenn das Luftfahrtbundesamt keine spektakulären Fälle von renitenten Rauchern melden kann, sehen die Fluggesellschaften ein ernstes Sicherheitsproblem. Für die Besatzungen bedeutet eine Rauchmeldung höchste Alarmstufe. Denn ein Feuer an Bord gilt als eine der schlimmsten Gefahrensituationen während eines Fluges.

Gegen alle, die erwischt wurden, erhoben die Behörden ein Bußgeld. „Das lag in den letzten fünf Jahren durchschnittlich zwischen 170 und 225 Euro“, berichtet die LBA-Sprecherin.Mehrfach schon mussten Maschinen außerplanmäßig zwischenlanden. So kehrte im Frühjahr eine Boeing 767 auf dem Flug von Rom nach Tel Aviv mit 85 Passagieren und acht Besatzungsmitgliedern nach Rom zurück. Der Grund: In einer der Toiletten war Feueralarm ausgelöst worden, wie der Aviation Herald meldete - ein Fachmagazin, das weltweite Flugzeug-Zwischenfälle registriert. Bei den Untersuchungen entdeckten die Feuerwehrleute eine Zigarette, die nicht völlig ausgedrückt war. In den USA führte das Rauchen einer Passagierin in der Bordtoilette zu einer unplanmäßigen Zwischenlandung in San Francisco - die ertappte Täterin leistete sogar noch Widerstand.

Während solche Vorfälle in den USA und auch in Großbritannien zu Verfahren wegen Transportgefährdung führen, wurden Anzeigen wegen ähnlicher Delikte in Deutschland bislang eingestellt. Richter sahen im Alarmsignal eines Feuermelders bislang keinen „gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr“. „Vor genau zehn Jahren schon hatte der damalige Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Jürgen Weber beim Verkehrsgerichtstag in Goslar kritisiert, dass es keine weltweit einheitliche Regelung bei Verstößen gegen das Rauchverbot gibt - trotzdem hat sich bis heute nichts getan“, bedauert Michael Lamberty, Sprecher der größten deutschen Airline.

Die Lufthansa bringt derartige Vorfälle regelmäßig zur Anzeige. Doch es bleibt bei einfachen Ordnungswidrigkeitsverfahren. „Die Richter müssen sich an die bestehenden Gesetze halten“, sagt Lamberty. „Und darin ist nichts anderes vorgesehen. Nach unseren Vorstellungen wäre es besser, wenn Rauchen im Flugzeug als Transportgefährdung geahndet würde. Dann müssten die Betreffenden mit drastischen Strafen rechnen.“

Auch die BARIG (Board of Airline Representatives), die die Interessen von mehr als 100 Fluggesellschaften im deutschen Markt vertritt, setzt sich seit Jahren für klare und einheitliche gesetzliche Regelungen gegen „unruly passengers“ ein, sagt BARIG- Sprecher Asger Schubert. „Es geht um Fluggäste, die sich den Verhaltensregeln an Bord eines Luftfahrzeugs widersetzen oder die Anweisungen der Besatzung nicht befolgen.“

Die meisten Verstöße gegen das Rauchverbot im Flugzeug werden nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) frühzeitig durch den Geruch entdeckt, ohne dass die Feuermelder auslösen. „Es gab bislang keine Fälle, in denen die Flugsicherheit beeinträchtigt gewesen wäre“, sagt BDF-Geschäftsführer Michael Engel. Die Vorkommnisse jedoch werden nach Angaben von Engel „von unseren Fluggesellschaften beim LBA gemeldet“. Dort gab es 2007 noch 71 Verfahren, 2006 waren es 72. Doch der Rückgang der Zahl im vergangen Jahr zeigt keine Trendwende. Denn 2009 gibt es laut LBA-Sprecherin Cramer bis heute schon 55 Verfahren wegen Rauchens an Bord.

Vielleicht löst eine Geschäftsidee der Billigfluglinie Ryanair das Problem. An Bord ihrer Maschinen werden neuerdings „Similar Smokeless Cigarettes“ verkauft, also Zigaretten, die zwar Nikotin enthalten, aber nicht angezündet werden und somit rauchlos sind. (dpa)