Bewegende Gedenkfeier für den von zwei Jugendlichen zu Tode geprügelten Geschäftsmann Dominik Brunner (gest. 50). Mehr als 1000 Menschen kamen gestern Abend zur Andacht in unmittelbarer Nähe des Tatorts am S-Bahnhof München-Solln.

München. Trauernde verharrten schweigend am Tatort auf dem Bahnsteig, legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. S- und U-Bahnen stellten ihren Betrieb für eine Gedenkminute ein. Der katholische Dekan Wolfgang Neidl: "Dominik Brunner hat seinen couragierten Einsatz mit dem Leben bezahlt. Die Schreckenstat löst Verzweifelung, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Zorn und Trauer aus." Der evangelische Pfarrer Christian Wendebourg: "Sein Eintreten für andere ist nicht sinnlos gewesen. Sein Mut hat vier Kinder beschützt." In Erinnerung solle nicht sein Tod bleiben, sondern seine Tat.

Der Geschäftsmann war am Sonnabend auf dem S-Bahnhof von einem 17- und einem 18-Jährigen getreten und geschlagen worden, weil er vier Kinder vor den Gewalttätern schützen wollte. Im Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen.

Bereits gestern Vormittag hatte Bayern beschlossen, den 50-Jährigen posthum mit dem Bayerischen Verdienstorden auszuzeichnen. Ministerpräsident Horst Seehofer: "Sein Tod ist Mahnung gegen Gleichgültigkeit, Brutalität und Gewalt."

"Dominik Brunner ist ein Vorbild", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Kabinettssitzung in Berlin. "Für mich ist er ein wirklicher Held", sagte SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier bei einer Wahlkundgebung in München.

Nach dem Überfall haben sich bei der Polizei 20 Zeugen gemeldet. Die ersten zehn hätten sich gleich nach der Tat am Sonnabend an die Beamten gewandt, sagte Polizeisprecher Peter Reichl. Weitere zehn Zeugen hätten sich in den vergangenen Tagen gemeldet. Gestern kam heraus: Die Notrufsäule auf dem S-Bahnsteig ist seit ihrem Aufbau vor fünf Jahren nicht funktionstüchtig. Grund: ein Streit zwischen der Deutschen Bahn AG und der privaten Bayerischen Oberlandbahn.