Hygiene im Haushalt wird in Zeiten der Schweinegrippe extra großgeschrieben - nicht nur weil es sowieso zwei Hauptwörter sind, sondern weil hierzulande der Unterschied zwischen “sauber“ und “rein“ geradezu zur Allgemeinbildung gehört.

Hamburg. Deshalb glauben auch 72 Prozent der Deutschen genau zu wissen, wo in Bad und Küche die meisten Krankheitserreger lauern: im Mülleimer (32 Prozent) und an der Toilette (40 Prozent). Hier müssen wir mal mitfühlend die Nase rümpfen.

Berufsbedingt unempfindlicher gehen die Experten des Hygiene Councils an ihr Werk. Sie scheuten sich nach ihrer Umfrage nicht, an acht unterschiedlichen Stellen der Haushalte Proben zu entnehmen. Ihre erschreckende Erkenntnis: Den höchsten Keimbefall offenbarten die Küchentücher.

Nicht ein Einziges kam in die Wertung "makellos". 85 Prozent erwiesen sich als "stark verunreinigt" und "ungenügend" trotz des "fast überall guten äußeren Anscheins", so das Urteil der Prüfer. Außen hui, unterm Mikroskop pfui.

In jedem dritten Jammerlappen tummelten sich Staphylococcus-aureus- oder Coli-Bakterien, untrügliche Spuren fäkaler Stoffe. Die Prüfer vermuten deshalb, "dass bei der Reinigung verschiedener Räume gelegentlich die gleichen Lappen verwendet werden". Die Schmierlappen sind auch schuld, dass der Wasserhahn in der Küche der am zweitstärksten verschmutzte Gegenstand ist, obwohl 60 Prozent der Deutschen behaupten, ihn täglich zu reinigen. Das nützt aber nichts, wenn's auch im Spültuch vor Organismen wimmelt.

Wem das zu unappetitlich klingt, der kann sich mit einer bakteriellen Überraschung trösten. Die Toilettenspülgriffe waren allesamt "makellos" (20 Prozent) oder "zufriedenstellend" (80 Prozent) und schnitten sogar knapp besser ab als Telefonhörer und TV-Fernbedienung. Ob das auch auf Überkreuznutzungen schließen lässt?

Ebenfalls fragen sich die Experten, warum der Putzteufel einen Bogen um Küchentuch und Wasserhahn macht. Vielleicht liegt's an der "Hygiene-Hypothese". Danach schadet zu viel Sauberkeit dem Immunsystem und fördert sogar Allergien. Drei von vier Deutschen glauben daran. Doch die Grenzen zwischen natürlicher Immunisierung und Schweinkram sind offenbar leicht zu verwischen, notfalls mit einem Putztuch.