Auch die Mutter des Jungen kam in den Flammen um. Passanten retteten einen Bewohner über eine Leiter.

Duisburg/Hamburg. Er hat es nicht gewollt. Er hat nur ein wenig gespielt. Gespielt mit Papier und Feuer. Die Ursache für den Brand in einem Wohnhaus im Duisburger Stadtteil Marxloh, bei dem am Sonntag wie berichtet vier Menschen ums Leben kamen und drei weitere verletzt wurden, ist geklärt. Ein Junge (6) hatte ein im Hausflur abgestelltes Sofa versehentlich entzündet und dadurch das tödliche Inferno verursacht.

Gegen 16 Uhr am Sonntagnachmittag spielte der Sechsjährige ganz allein auf der Couch im Hausflur des Erdgeschosses. Dabei entzündete er ein Stück Papier, welches das Möbelstück in Brand setzte. Der Junge versuchte noch, das Feuer zu löschen. Doch nachdem er es nicht unter Kontrolle bekam, lief er davon. Am Sonntagabend vertraute sich das Kind der Polizei an. Das teilten die Ermittler gestern mit.

In dem Altbau mit Holztreppenhaus hatte sich das Feuer rasch auf die erste Etage ausgebreitet. So schnell, dass die Bewohner das Stockwerk nicht mehr rechtzeitig verlassen konnten. Zwei Jungen (2 und 4), ihre Schwester (10), deren Tante (44), die gleichzeitig die Mutter des Sechsjährigen war, fielen den Flammen zum Opfer. Der Vater der Kinder, der ein gebrochenes Bein hatte, konnte sich gerade noch rechtzeitig aus einem Fenster retten. Passanten waren mit einer Leiter herbeigeeilt und konnten ihm so ins Freie helfen. Drei weitere Bewohner des Hauses, unter ihnen ein Kind, erlitten Rauchvergiftungen, konnten aber gerettet werden. Alle Überlebenden des Feuers werden derzeit noch seelsorgerisch betreut.

Die Einsatzkräfte hatten das Feuer binnen einer Stunde löschen können. Gestern wies ein Sprecher der Stadt Duisburg Polizeiangaben zurück, wonach Passanten die Einsatzkräfte massiv behindert hätten. Der Sprecher lobte ausdrücklich die Hilfsbereitschaft der Anwohner.

Besonders bestürzend an diesem Unglück ist die doppelte Familientragödie. Die überlebenden Eltern haben auf einen Schlag beinahe alle Kinder verloren (ein weiteres Kind war zusammen mit der Mutter während des Brandes nicht im Haus). Die Opfer der Flammen waren gleichzeitig die Cousins und Cousine des Jungen, der das Feuer verursachte. Seine Mutter war mit ihm zusammen bei den Verwandten zu Besuch. Noch begreife der Sohn nicht, was geschehen sei, berichtet die Polizei.

Wie strafrechtlich mit solch einem Fall verfahren wird, ist schwierig. Der Leiter der Pressestelle der Polizei Duisburg, Roman van der Maart, erklärte, dass Minderjährige unter 14 Jahren strafunmündig seien und insofern nicht belangt werden könnten. Ein besonderer Punkt in den Ermittlungen hierzu wird nun die Prüfung einer möglichen Aufsichtspflichtverletzung der Eltern des Jungen sein.

In dem Wohnhaus im Westen Duisburgs sollen vier Familien gewohnt haben. Inwiefern das Haus weiterhin bewohnbar ist, wird noch untersucht. "Fachleute müssen überprüfen, ob die angekohlte Deckenkonstruktion im ersten Obergeschoss noch tragfähig ist", erklärt van der Maart. Gestern legten Nachbarn Blumen und Kerzen vor dem Haus nieder.