Wenn es für Schüler eine absolute Horrordisziplin gibt, dann ist es das Kopfrechnen. Vor allem, wenn die Zahlen die Zweistelligkeit erreichen.

Bonn. Aufgaben wie 78 897 342 mal 78 567 324 sind ohne Notizen oder gar einen Taschenrechner völlig unlösbar. Nicht so für Gert Mittring (43) aus Bonn. Der studierte Psychologe und Heilpädagoge ist bereits zum sechsten Mal in Folge Weltmeister im Kopfrechnen. Gewonnen hat er diesen Titel bei der Geistessport-Olympiade in London. Dort traten Rechenakrobaten aus der ganzen Welt an, um in drei Stunden ohne jegliche Hilfsmittel 123 Aufgaben zu bewältigen.

Von Wurzel- über Währungsberechnung hin zu komplizierten Multiplikationen war alles dabei. Doch niemand war so gut wie der deutsche Pfarrerssohn. "Er hat mit deutlichem Vorsprung gewonnen", erklärte seine Sprecherin Ida Fleiß, mit der er eine psychologische Praxis für Hochbegabtendiagnostik leitet. Mittring selbst gab sich nach seinem Sieg eher bescheiden: "Ich bin mit gemischten Gefühlen nach London gefahren, denn die Konkurrenz ist groß." Auch die Aufgaben seien inzwischen schwieriger geworden. Doch mal ehrlich: Was hat jemand zu befürchten, der 20 Weltrekorde im Kopfrechnen aufgestellt hat, schon mit vier Jahren alle Grundrechenarten beherrschte, in 13,3 Sekunden die 137. Wurzel aus einer 1000-stelligen Zahl ziehen kann und einen Intelligenzquotienten von 170 hat?