Der Viagra-Effekt, dachten wir, kennt nur eine Richtung: steil nach oben. Brasiliens Rentenversicherungsträger wollen uns nun vom Gegenteil überzeugen. Von Rio bis São Paulo, sagen sie, geht es bald dramatisch bergab. Und schuld sind die berühmten kleinen blauen Pillen.

Das kam so: Immer mehr angejahrte Herren der Schöpfung spüren im Herbst ihres Lebens Frühlingsgefühle - und heiraten junge Frauen. In Brasilien träumen 69 Prozent der über 60-Jährigen von einer knackigen Partnerin unter 30. Den Wunsch kann jeder nachvollziehen, der Strandbilder von der Copacabana kennt. Weil aber auch das süßeste Leben irgendwann den Weg alles Irdischen geht, nimmt dann auch die Zahl junger Witwen zu, die noch jahrzehntelang die Renten ihrer verblichenen Gatten kassieren. Deshalb spricht die Nationale Sozialversicherungsanstalt Brasiliens vom "Viagra-Effekt". Der kleine Freund des Mannes, eigentlich als Stütze gedacht, lässt ein ganzes System hängen.

Viagra-Hersteller Pfizer warb nicht zufällig mit Brasiliens Fußball-Legende Pelé. Der geniale Kicker hat als älterer Vater mehrerer Kinder von verschiedenen Frauen bewiesen, dass er in wichtigen Körperteilen gut durchblutet ist.

In den ersten zehn Jahren seit der Markteinführung haben sich mehr als 30 Millionen Menschen die blauen Pillen verschreiben lassen und noch mal so viele auf dem Schwarzmarkt besorgt. "Romantik", sagt Harald Schmidt, "das sind diese wunderbaren vier Stunden, bis Viagra wirkt ..." Wenn ältere Männer sich wie Stiere fühlen, suchen sie sich eben gerne frische, saftige Wiesen. Auch "Playboy"-Gründer Hugh Hefner (83), notorischer Liebhaber blonder runderneuerter Modelle, soll abends lieber zu Viagra greifen als zum Hörgerät.

Bei anderen älteren Herren wie Franz Müntefering und Helmut Kohl, Michael Douglas und Sky du Mont ist der Altersunterschied von bis zu vier Lebensjahrzehnten zu ihren Partnerinnen natürlich nur mit Liebe zu erklären.

Aber vielleicht wäre eine ordentliche Packung Viagra ein guter Tipp für den schlappen deutschen Wahlkampf. Irgendwas muss doch mal Lust machen auf härtere Argumente.