Zwei Wochen nach dem mysteriösen Verschwinden des finnischen Frachters “Arctic Sea“ ist das Schiff mit 15 russischen Seeleuten an Bord wieder aufgetaucht, aber noch immer gibt es viele Rätsel.

London/Moskau. Offenbar ist der Frachter, der am Freitag etwa 400 Seemeilen (720 Kilometer) nördlich der Kapverden vor der Westküste Afrikas gesichtet wurde, auf seiner Irrfahrt zweimal überfallen worden.

Das Schiff befinde sich in internationalen Gewässern nördlich der Inseln São Vicente und São Antao, bestätigte das Verteidigungsministerium der Inselrepublik. Ein ranghoher Militärsprecher in Brüssel sagte der russischen Agentur Itar-Tass: "Die Position ist bekannt, wird aber aus taktischen Gründen nicht bekannt gegeben." Den Grund für die Geheimhaltung nannte er nicht. Der russische Nato-Botschafter Dmitri Rogosin betonte, man könne keine Details mitteilen. "Die Situation ist dramatisch genug." Russland und die Nato stünden im Fall der "Arctic Sea" aber in "engem Kontakt".

Das Schiff, das offiziell Holz im Wert von 1,3 Millionen Euro von Finnland nach Algerien bringen sollte, hatte am 28. Juli den letzten Funkkontakt mit der britischen Küstenwache in der Straße von Dover. Ein EU-Sprecher sagte, es habe nach dem mysteriösen Überfall auf das Schiff in der Ostsee am 24. Juli einen zweiten Angriff vor der Küste Portugals gegeben. Es habe sich aber nicht um "klassische Piraterie" gehandelt. Sergej Portenko, Vizechef der russischen Seefahrergewerkschaft: "Vielleicht sollte vertuscht werden, dass die ,Arctic Sea' Waffen für Afrika geladen hatte."

Im Golf von Aden vereitelte unterdessen die deutsche Fregatte "Bremen" einen Piratenangriff auf ein türkisches Handelsschiff. Sechs Piraten hätten sich am Morgen dem Frachter "Elginnur Cebi" genähert. Sie drehten bei, nachdem ein von der "Bremen" gestarteter Hubschrauber Warnschüsse abgefeuert hatte.