Vor der Küste streikte plötzlich der Motor des Flugzeugs. Die Maschine setzte auf dem Wasser auf.

London. John O'Shaughnessy hatte sportliche Schutzengel in Menschengestalt: Er war allein in seinem einmotorigen Flugzeug von Wales nach Irland unterwegs, als plötzlich das Triebwerk zu stottern begann und schließlich ganz aussetzte. Nahe der irischen Hafenstadt Rosslare schaffte es der erfahrene Pilot, auf dem Wasser notzulanden. Geistesgegenwärtig kletterte der Mann aus der engen Cockpittür und rettete sich auf die Tragfläche seines Kleinflugzeugs - nicht ohne zuvor einen Notruf abgesetzt zu haben. Jürgen Whyte, einer der Ermittler der Unfallursache, attestierte O'Shaughnessy ein sehr professionelles Verhalten in der Stress-Situation: "Der Pilot hat mit dem Aufsetzen des Flugzeugs auf dem Wasser und der Rettung auf den Flügel einen guten Job gemacht."

Der Bruchpilot hatte aber zusätzlich besagte Schutzengel: Zu Hilfe eilte dem Verunglückten ein Ruderteam, das mit seinem Boot, der "British Orchid", seit einigen Monaten versuchte, die Britische Insel in Weltrekordzeit zu umrunden. Die Sportler sahen das Flugzeug "vom Himmel fallen", wie ein Ruderer es formulierte, und alarmierten ebenfalls sofort die Küstenwache. Da die angeforderten Retter allerdings noch 20 Minuten entfernt waren, brach das Team seinen Rekordversuch ab und machte sich auf den Weg zur Unglücksstelle. "Wir konnten das Flugzeugwrack und den Piloten sehen, wie er auf den Flügeln der Maschine stand und mit seinen Armen winkte. Also ruderten wir wie ein geölter Blitz auf ihn zu", erzählt der Ruderer Oliver Dudley. Allerdings konnten die Sportler nicht nahe genug an das Wrack heran, um den Verunglückten ins Boot zu holen. Dieser war zum Erstaunen der Rudermannschaft alles andere als in Panik. Trotz einer leichten Kopfverletzung habe O'Shaughnessy noch seinen Rucksack und Papiere aus dem Cockpit holen wollen, berichtet Dudley. Da an der Unglücksstelle für das Ruderboot zu hoher Wellengang herrschte, sicherten die Ruderer den Piloten mit einem Seil, bis der Rettungshubschrauber eintraf und den etwa 50-Jährigen an Bord hievte. O'Shaughnessy kam mit einem Schock und Unterkühlung ins Krankenhaus. Dort wurde er gründlich untersucht, konnte nach kurzer Zeit aber wieder entlassen werden. Er ließ ausrichten, er sei bei guter Gesundheit, und bedankte sich herzlich bei seinen Rettern.

Dara Fitzpatrick, die Pilotin des Rettungshubschraubers, fasste die Ereignisse knapp zusammen: "Er hat sehr, sehr viel Glück gehabt." Insbesondere, da die Irische See nach ihrer Einschätzung an diesem Tag eher ruhig gewesen sei, was die Rettungsmaßnahmen erleichterte. Die Maschine konnte gestern geborgen werden und wird nun in Irland untersucht. Noch ist völlig unklar, wie es zum Triebwerksausfall kommen konnte.