Nach dem mysteriösen Verschwinden eines Holzfrachters vor der Küste Westeuropas hat die russische Marine gestern alle ihre Schiffe im Atlantik auf die Suche nach der “Arctic Sea“ angesetzt.

London. Zugleich wurden Spekulationen über die Fracht des unter maltesischer Flagge fahrenden Schiffs mit 15 russischen Besatzungsmitgliedern laut. Es hat nach offiziellen Informationen Holz der finnischen Firma Rets Timber im Wert von 1,3 Millionen Euro geladen. Experten vermuten jedoch, dass der Frachter möglicherweise eine geheime Ladung an Bord hatte. Denkbar sei auch, dass ein Handelsstreit mit dem Verschwinden zu tun habe. Selbst ein Piratenüberfall wurde nicht ausgeschlossen - bislang hat es allerdings noch keinen derartigen Angriff in europäischen Gewässern gegeben.

Der Schifffahrtsexperte Michael Woitenko, Chefredakteur des russischen "Seefahrer Bulletin", vermutet: "Eine bestimmte dritte Partei, die das Schiff übernommen hat" sei nun unter allen Umständen entschlossen sicherzustellen, dass die Fracht ihren Empfänger nicht erreiche. Die "Arctic Sea" sollte eigentlich am 4. August in Algerien eintreffen. Den letzten Kontakt zu dem Schiff gab es wie berichtet am 28. Juli, bevor der Frachter durch den Ärmelkanal fuhr.

Die Reederei spricht indessen von einer Entführung. "Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass das Schiff entführt wurde", sagte der Direktor der finnischen Reederei Solchart, Viktor Matveyev. Schon am 24. Juli soll die "Arctic Sea" vor der schwedischen Küste von acht bis zwölf mit Gewehren und Pistolen bewaffneten Männern geentert worden sein. Die Besatzung wurde misshandelt. Nach mehreren Stunden verließen die Unbekannten das Schiff. Schwedische Behörden ermitteln. Sollten Piraten die "Arctic Sea" jetzt entführt haben, wäre es der erste Fall dieser Art in EU-Gewässern.