Um Gottes willen! Nicht schon wieder Ärger mit unseren muslimischen Mitbürgern wegen irgendwelcher unglücklichen Begegnungen von Humor und Religion! Haben wir nicht gerade den Heidenärger um die Mohammed-Karikaturen ausgestanden? Und jetzt droht von Schalke her schon wieder neues Ungemach!

In der Vereinshymne heißt es: "Mohammed war ein Prophet, der vom Fußballspielen nichts versteht. Doch aus all der schönen Farbenpracht hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht." Zugegeben recht schlichte Lyrik - wie der Rest des Liedes auch -, für das Stadion aber durchaus geeignet. Dort wird es auch vor jedem Heimspiel gesungen. Seit 50 Jahren. Und bisher hat das auch niemanden gestört. In den Fußballschlager hineingekommen ist der Prophet, weil sich die blau-weißen Knappen mit dem 1797 verfassten Jägerlied "Lob der grünen Farbe zurück" eines älteren Vorbilds bedient haben. Darin heißt es: "Mahomed ist mein Patron! Aechte Schönheit kannt' er schon. Er, dem aus der Farbeschaar nur die grüne heilig war." In einer Zeit, da die großen Türkenkriege auf dem Balkan gerade zu Ende waren, ein echter Akt der Völkerverständigung!

In Zeiten der Political Correctness, des Zusammenpralls der Kulturen und des Internets, in dem ganze Heerscharen von Tugend- und Sprachwächtern ihr Unwesen treiben, ist aber alles anders geworden. Müssen jetzt alle Stadiongesänge auf religiöse Verträglichkeit geprüft werden? Dürfen die Bremer weiter in Grün spielen, der Farbe des Propheten? Ist die Frage "Was ist grün und stinkt nach Fisch" schon Blasphemie?

Dünnhäutigkeit ist dabei kein muselmanisches Monopol. Der legendäre Sportreporter Herbert Zimmermann, der das WM-Finale 1954 kommentierte, musste sich auf Betreiben des Bankiers Pferdmenges und unter Druck des Kanzlers Adenauer entschuldigen, weil er Toni Turek zum Fußballgott erhoben hatte. Auch die Schalker kamen schon einmal mit dem Christentum in Berührung, als die Zeugen Jehovas in den 60ern plakatierten: "An Jesus kommt keiner vorbei", und ein Fan ergänzte "Außer Stan Libuda".

Mittlerweile wimmelt es in den Stadien von Fußball- und Flankengöttern. Die Zeit heilt oft viele Wunden. Oder wie es in dem Mainzer Fassenachtsschlager heißt: "Heile, heile Gänsje, es is bald wieder gut ..." Im Original gesungen von Ernst Neger. Darf der eigentlich noch so heißen?