Sollten Sie noch nie was von der Weltmeisterschaft im Schneckenrennen gehört haben, werden wir Ihnen die Regeln dieses Wettkampfs jetzt gaaaaaaanz langsam erklären.

Während Sie als geübter Leser nur gut eine Minute brauchen, um sich komplett durch diesen Text zu beißen, bringt eine Durchschnittsschnecke im gleichen Zeitraum höchstens fünf bis acht Zentimeter Strecke hinter sich und wäre allenfalls bis ins zweite Textbein vorgestoßen, ohne dabei eine einzige Zeile gelesen zu haben, während Sie schon am Ende angelangt sind und sich fragen: "Was soll das hier eigentlich?"

Diese Frage ignorieren die Besitzer der 200 Rennschnecken im ostenglischen Congham systematisch. Sie wollen nur eins wissen: Knackt ihr Schleimer den Weltrekord von Archie aus dem Jahr 1995? Archie hatte damals die 33 Zentimeter Rennstrecke in nur zwei Minuten geschafft. Heikki brauchte 2008 drei Minuten, zwei Sekunden. Man muss Rennschnecke sein, um dieses Tempo vorzulegen, und darf den Startruf des "Schneckenmeisters" nicht wörtlich nehmen: "Ready, Steady, Slow" ("Achtung, fertig, langsam!").

Gestartet wird mitten auf Tischen, die mit feuchten Tüchern ausgelegt sind. Die Wasserschicht ist erlaubtes Doping. Denn ohne Rutschbahn kommen Schnecken nicht in Fahrt. Um das Manko auszugleichen, produzieren sie aus einer Drüse am Kopf den typischen Schleim, auf dessen Spur sie dahingleiten, ohne Verletzungen auch über spitze Hindernisse wie Stacheldraht, Glasscherben oder Rasierklingen, die schneckentechnisch unkundige Gartenbesitzer zur vermeintlichen Sicherung ihrer Salatpflänzchen auslegen.

Die Schleimspur braucht die Schnecke (und ähnelt darin einigen Menschen), um im Leben voranzukommen. Denn ihr weicher Körper besteht nur aus Muskeln. Dank deren wellenförmigem Einsatz kriecht sie los, meidet Sand, der ihren Schleim aufsaugt, gleitet gern über Laub und feuchte Erde.

Ob bei der Schnecken-WM ein Männchen oder ein Weibchen siegt? Ha, erwischt! Jede Schnecke hat männliche wie weibliche Geschlechtsorgane und legt Eier, sobald sie mit Artgenossen ein Samenpaket ausgetauscht hat.

Übrigens gab es vor Jahren schon mal ein Schneckenrennen in Bern (Schweiz). Wo die Sieger damals blieben, ist ungewiss. Aber auf der Homepage des Veranstalters ( www.schnecken.ch ) standen Rezepte über Schneckensalat und Schneckensuppe mit Steinpilzen.