Einige kräftige Schläge mit der Spitze des Baggers: Gleißendes Licht dringt herein. Die Eisenzähne vergrößern das Loch in der Wand am Ende des 1163 Meter langen Goldberg-Tunnels, und bald hat man freien Blick hinaus auf die Bäume des Thüringer Waldes. Der Durchschlag ist geglückt.

Goldisthal. Der Goldberg-Tunnel im Landkreis Sonneberg ist Teil der ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-Erfurt-Nürnberg.

Es ist das derzeit größte Bauvorhaben der Bahn, ein Projekt der Superlative, das im Jahr 2017 abgeschlossen sein soll. Seit dem 4. Dezember des vergangenen Jahres haben sich insgesamt 200 Mineure, Techniker und Sprengmeister für den Goldberg-Tunnel im Schichtbetrieb abwechselnd rund um die Uhr durch Felsen und lockeres Gestein gekämpft.

Die Gesamtinvestitionen betragen rund zehn Milliarden Euro. Allein auf der 107 Kilometer langen Neubaustrecke von Erfurt ins bayerische Ebensfeld entstehen insgesamt 22 Tunnelbauwerke und 29 Brücken. Nach der Fertigstellung wird sich die Reisezeit zwischen München und Berlin von heute sechs Stunden auf etwa vier Stunden verringern. Nach Angaben der Bahn erhalten die Kunden im Personen- und Güterverkehr eine konkurrenzfähige und umweltgerechte Alternative zu Straße und Flugzeug.

Einige Zeit schien die Finanzierung gefährdet, doch auch hier zeigt sich das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels. "Die Finanzierung durch die EU, den Bund und den Freistaat Thüringen ist gesichert", sagte Gerold Brehm, der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für den Freistaat Thüringen. Das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8, für das auch Fördermittel der Europäischen Union fließen, spielt eine zentrale Rolle in den Planungen für ein transeuropäisches Verkehrsnetz von Stockholm über Berlin, München bis nach Palermo.

Bei den bisherigen Bauarbeiten wurde die größte Tropfsteinhöhle Thüringens entdeckt. In ihr befinden sich Stalaktiten von bis zu 2,25 Meter Länge. Die Höhle wurde gesichert und dauerhaft verschlossen. Naturschützer beklagen nun, dass die Bleßberghöhle womöglich von Fledermäusen als Winterquartier benutzt wurde.