In Deutschland gibt es so wunderbare Vorschriften wie die “Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm“, kurz TA Lärm genannt.

Die TA Lärm soll die Allgemeinheit vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche schützen. Einzuhaltende Immissionsrichtwerte sind zum Beispiel 45 Dezibel (dB) für Kurgebiete und Krankenhäuser oder 70 dB für Industriegebiete.

In Wimbledon wären die Offiziellen des ehrwürdigen All England Lawn Tennis and Croquet Clubs glücklich, würden sie über eine solche TA Lärm für Tennisprofis verfügen.

Der Schädling, der den Funktionären vor dem am Montag beginnenden Turnier Kopfzerbrechen bereitet, hat eine wilde Lockenmähne, ist 16 Jahre jung und verfügt nicht nur über harte Schläge, sondern auch über das schrillste Kreischen und Quietschen im Tenniszirkus. Mit dem Höchstwert von 109 dB machte die Portugiesin Michelle Larcher de Brito jüngst auf dem Court einer Motorsäge ernsthaft Konkurrenz. "Gegen sie wirkt das Stöhnkonzert von Monica Seles wie Easy Listening", notierte der englische "Daily Express" jetzt halb entsetzt, halb verzückt. Ein amerikanischer Medienbeobachter kam sich wie beim "Meuchelmord an einem Truthahn" vor, als er Larcher de Brito erstmals aus nächster Nähe spielen sah - und, vor allem, hörte.

Dass das neue Wunderkind auch den Thron von Maria Scharapowa, der "Queen of Screams" (Königin der Schreie), erklimmen wird, ist also ausgemachte Sache - weshalb Wimbledon-Abgesandte in geheimer Mission beim Team des "Dezibel-Desasters" gewarnt haben sollen: Falls der Lärmpegel unerträglich werde, könne es zu Verwarnungen und Strafpunkten kommen.

Sollten die Sanktionen ihre Wirkung verfehlen, sei den Briten das Bundes-Immissionsschutzgesetz empfohlen: Um die Bevölkerung zu schützen, wird bei zu lauten Schallquellen das Errichten von Lärmschutzwänden erforderlich. Durchsichtig natürlich, sonst würde sich das Publikum wie früher Schauspiel-Legende Peter Ustinov bei Monica Seles fühlen: "Wenn ich mir ein Spiel von ihr ansehe und die Augen schließe, fühle ich mich wie im Sexkino."