Der Chinese Zhao Liang ist ein Phänomen: Mit einer Größe von 2,46 Metern wurde er per Zufall der größte Mann der Welt.

Tianjin. Eigentlich gibt es doch schon den größten Mann der Welt, der mit seinen 2,36 Metern im Guiness-Buch der Rekorde steht. Doch bis dahin kannte wohl noch keiner den 27-jährigen Chinesen Zhao Liang, der seinem Landsmann Bao Xishun nun den Rang abläuft. Und zwar locker. Denn Zhao Liang misst stolze 2,46 Meter und ist damit 10 Zentimeter größer als der aktuelle Rekordhalter. Eine ungewöhnliche Art von Konkurrenz.

Der 27-Jährige lebt zurückgezogen in der zentralchinesischen Provinz Henan. Jetzt musste er wegen einer Sportverletzung ein Krankenhaus aufsuchen, wo vor der Operation seine Größe und sein Gewicht kontrolliert wurde. Mit großen Augen stellten die Ärzte fest, dass der Mann ungewöhnlich groß ist - und zwar so groß wie sonst niemand anderes auf der Welt. Seither ist es mit der Ruhe in seinem Krankenzimmer vorbei.

Allerdings war das Krankenhaus zunächst nicht ausgerüstet für einen Mensch dieser Größe. Zhao Liang passt nur knapp auf das improvisierte XXL-Bett aus zwei zusammengeschobenen Eisenliegen. Schultern, Hände, Beine und Füße sind riesig - manchmal wird das für den Riesen auch zum Problem: Kleider und Schuhe findet der 155-Kilogramm-Mann nur schwer. Seine Turnschuhe bestellt er in den USA oder Europa, in Größe 56 kommt er gerade so hinein.

Seine Mutter Wang Keyun lacht, wenn sie nach seinen Kleidern gefragt wird. Zhaos Hose reicht der 1,68 Meter kleinen Frau im Stehen vom Boden bis zum Gesicht. „Für meinen Sohn wird immer alles maßgeschneidert“, sagt sie. „Als er klein war, habe ich seine Kleider genäht.“ Neben Zhao sieht sogar Chinas berühmtester „Riese“, der Basketballstar Yao Ming, klein aus. Er spielt mit seinen 2,29 Metern für die Houston Rockets in der US-Basketball-Liga NBA.

Mit seiner besonderen Körpergröße hatte Zhao schon als Junge zu kämpfen, wie er knapp erklärt: „Als ich jung war, bin ich wegen meiner Größe zu Hause geblieben. Ich habe nicht mit anderen gespielt, weil die klein waren und ich groß.“ Der Bauernsohn verließ die Schule im Alter von 14 Jahren, um auf Baustellen zu arbeiten. Im Jahr 2006 fiel er einer Künstlertruppe auf. Sie engagierte ihn als Musiker für das Hulusi, ein traditionelles chinesisches Blasinstrument. Von da an ging es bergauf für Zhao - auch Freunde habe er jetzt, sagt er. Eine Partnerin hat er jedoch noch nicht gefunden, was seine Mutter bekümmert: „Ich mache mir richtig Sorgen deshalb.“

Noch hat sich der medienscheue Zhao nicht entschieden, ob er sich um Aufnahme ins Guinness-Buch bemühen will, wenn er in ein paar Monaten wieder laufen kann. „Ich weiß nicht, was ich danach mache“, sagt er. Seit im April die ersten Berichte in der chinesischen Presse erschienen, geben sich die Journalisten in seinem Krankenzimmer die Klinke in die Hand.

Der junge Mann erträgt das plötzliche Interesse an seiner Person fast gelangweilt. Die Ärzte in der Klinik dagegen sind stolz auf ihren unverhofft prominenten Patienten. Sie betonen, der Eingriff an Zhaos linkem Fuß sei erfolgreich verlaufen und werde nicht in Rechnung gestellt. Zhao residiert in der Klinik mit eigenem Wohnzimmer und Bad, seine Mutter bekam ein Zustellbett.

Vielleicht kann Zhao seiner Berühmtheit wider Willen so auch gute Seiten abgewinnen. Der Mongole Bao Xishun nutzte seinen Ruhm als größter Mann der Welt vor drei Jahren beispielsweise, um öffentlich auf Brautschau zu gehen. Unter 20 Bewerberinnen fand er schließlich seine jetzige Ehefrau, inzwischen hat das Paar einen Sohn.