Es ist das große Multi-Millionen-Dollar-Rätsel: Wer beschenkt die Hochschulen quer durch die USA mit Geldern in Millionenhöhe?

Durham. Ist dieser Geldsegen, der ausgerechnet immer an von Frauen geleitete Unis geht, ein Zufall? Unwahrscheinlich: Nur rund ein Viertel der College-Präsidenten in den USA sind weiblich. Da liegt die Chance, dass ein gutes Dutzend willkürlich ausgewählte Hochschulen allesamt von Frauen geführt werden, bei eins zu 50 Millionen. So vermuten Spenden- und Bildungsexperten, dass eine Frau oder eine Gruppe von Frauen hinter dem Geldsegen steckt.

Nach Ansicht von Melissa Berman, Präsidentin der Rockefeller Philantrophy Advisers, könnte es eine Frau sein, „die zu einer Zeit aufwuchs, als die Chance, aufs College zu gehen, für Frauen nicht selbstverständlich war, und die glaubt, dass Frauen in Führungspositionen andere darin bestärken können, ihr Potenzial auszuschöpfen“. Brian O'Rourke von der Clemson Universität in South Carolina - die von dem Geldsegen nichts abbekam - vermutet dahinter „eine Gruppe einflussreicher Frauen, die sicherstellen wollen, dass Präsidentinnen höherer Bildungseinrichtungen Erfolg haben“.

Erst in der vergangenen Woche bekam die Michigan State University zehn Millionen und die University of Alaska in Anchorage sieben Millionen Dollar; auch im Kalamazoo College in Michigan und im New Yorker Hunter College regnete es Geld. Die Zuwendungen sind stets mit Geheimniskrämerei verbunden: Die Hochschulden werden von Anwaltskanzleien oder anderen Mittelsleuten kontaktiert und müssen - manchmal sogar schriftlich - versprechen, dass sie nicht versuchen werden, die Identität des Spenders herauszufinden.

Auf Webseiten wird munter spekuliert. Ist es Talkmasterin Oprah Winfrey, die das Füllhorn ausschüttet? Ihre Sprecherin dementiert. Ist es jemand aus dem Umkreis des mutmaßlichen Milliardenbetrügers Bernie Madoff? Dass vielleicht jemand mit zweifelhaftem Ruf die beschenkten Hochschulen nicht in Verlegenheit bringen möchte, hält der New Yorker Juraprofessor Harvey Dale schon für möglich. Es passe aber nicht zu den meisten Gaunern.

Die plausibelste Lösung des Rätsels scheint ein Spenderkreis zu sein, dessen Mitglieder möglicherweise ihr Geld zusammenlegen. „Ich könnte mir einen Kreis von Frauen vorstellen, die denken, dass es an der Zeit ist, etwas für bessere Bildung zu tun“, meint Lauren Katzowitz Shenfield von Philanthrophy Advisors. „Aber das mit der Anonymität verstehe ich nicht.“

Experten hätten dafür schon Erklärungen: Der anonyme Spender wird nicht von anderen bedrängt, die auch Geld wollen, er vermeidet familiäre Streitereien darüber, wer etwas bekommen soll, und er läuft nicht Gefahr, von Erpressern entführt zu werden. Dem Empfänger wiederum bleiben große Dankveranstaltungen ebenso erspart wie Interessenkonflikte. Vielleicht ist es aber auch nur eine Frage des Humors. „Es ist ja möglich, dass die einfach ihren Spaß haben“, lacht O'Rourke. „Die amüsieren sich darüber, wie das gesamte Bildungswesen herumrätselt, wer die Spender sein könnten.“