Superstar-Show vor dem Finale. Abendblatt-Musikkritiker Tino Lange sah sich die RTL-Sendung wie ein Konzert an.

Jetzt, wo bei "Deutschland sucht den Superstar" nur noch drei Kandidaten im Rennen sind, lohnt es sich, einen Blick auf die Starqualitäten zu setzen. Sarah braucht sich eigentlich keine Hoffnungen auf den Sieg zu machen. Bei dem Whitney-Houston-Song "I Will Always Love You" aus dem Film "Bodyguard" sang sie wie eine schmatzende Dogge, als wenn sie vorher das Kaugummi nicht rausgenommen hatte. Dazu kommt ihre pampige Ausstrahlung, sie wirkt wie eine genervte Imbissbedienung in der Fußgängerzone, aber nicht wie ein Star.

Daniel hingegen, der von Joe Cocker "You Are So Beautiful" sang, ist der Sänger mit der interessanteren Stimme, wenn er hohe Lagen vermeidet. Allerdings wirkt er zu lieb, trotz seines Wutanfalls nach Dominiks Rauswurf ("Ich wollte, dass Annemarie rausfliegt").

Ein Vorteil für Annemarie, die als stark polarisierende Persönlichkeit das Rampenlicht auf sich zieht, auch wenn ihre Stimme bei "There You'll Be" von Faith Hill aus "Pearl Harbour" mal wieder öfter danebenlag. Aber das ist ja anschließend im Studio kein technisches Problem. Zwei, drei Effekte drübergelegt, und fertig ist die Sarah-Connor-Kopie.

Eine langfristige Perspektive sehe ich allerdings für keinen der drei Kandidaten. Man muss einfach nur sehen, wie tief zum Beispiel Mark Medlock mit seinem aktuellen Sommerhit-Versuch "Mamacita" gesunken ist, dann sieht man das vorgezeichnete Schicksal von Sarah, Daniel und Annemarie. Ein paar verkaufte Singles und dann kommt die nächste Staffel mit neuen Gesichtern, neuen Songs, neuen Austausch-Künstlern. Letztes Jahr hatte DSDS mit Thomas Godoj einen Goldesel entdeckt, da wundert man sich schon, warum dieses Jahr der Recall so schwach besetzt war. Godoj (31), der 2008 die fünfte Staffel souverän gewann, verkaufte nicht nur 200 000 Exemplare seines Albums "Plan A!", sondern war bisher auch einer der wenigen Casting-Stars, der auch als Live-Künstler auf dem einzigen umsatzstabilen Musiksektor mit ausverkauften Hallen - etwa mehrfach im Hamburger Docks - Erfolge feierte. Daneben gewann er auch noch einen Echo als "bester Newcomer national". Sollten sich Annemarie, Sarah oder Daniel auf Thomas Godojs kommerziellem Niveau etablieren, wäre das schon eine Überraschung.

5,68 Millionen Zuschauer verfolgten "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) vor dem Fernseher. Mit einem Marktanteil von 35 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen erzielte der Kölner Sender den höchsten Wert einer DSDS-Live-Show.