Je fettärmer, desto kleiner das Risiko. Die wichtigsten Fragen zum Skandal um PCB-verseuchte Lebensmittel.

Hamburg. Der Skandal um PCB-verseuchtes Fleisch aus Irland erschüttert Europa. Allein nach Deutschland wurden seit dem 1. September mindestens 2000 Tonnen irisches Schweinefleisch importiert. Viele Verbraucher fragen sich: Wie kann ich mich schützen? Hier die wichtigsten Antworten.

Was wurde gefunden und wie viel? Das irische Schweinefleisch enthält Dioxin-ähnliche polychlorierte Biphenyle (PCB), gefunden wurden bis zu 292 Mikrogramm PCB pro Kilo Schweinefleisch. Beim Verzehr der betroffenen Lebensmittel kann der von der Weltgesundgeitsorganisation empfohlene Maximalwert für die lebenslange tägliche Aufnahme (TDI) an PCB, der bei einem Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht liegt, deutlich überschritten werden.
Irisches Schweinefleisch schwer dioxinverseucht


Sie wollen jetzt mehr sehen? Hier geht’s zum Videoportal

Ist das gefährlich? Eine direkte Gefahr für die Gesundheit besteht durch das belastete Schweinefleisch nicht. Erst bei langfristiger Aufnahme großer Mengen von PCB sind Schäden zu erwarten. Dennoch sollte man, wegen ihrer hohen Giftigkeit und weil sie sich im Körper anreichern, möglichst wenig von solchen Stoffen zu sich nehmen. Unter dem Begriff PCB sind etwa 200 Substanzen mit sehr unterschiedlichen Wirkungen zusammengefasst. Seit 1989 ist ihr Einsatz in Deutschland verboten. In hohen Konzentrationen schädigen sie unter anderem Immun- und Nervensystem. Besonders gefährlich sind die als dioxin-like-PCB bezeichneten Vertreter dieser Stoffklasse, die ebenfalls im Schweinefleisch gefunden wurden. Sie ähneln in ihrer Giftigkeit dem Seveso-Gift Dioxin, das als krebserregend gilt.

Wie gelangte das Gift ins Fleisch? Nach Angaben der irischen Behörden gelangten die giftigen Chemikalien ins Fleisch, weil das Futtermittel für die Tiere mit Industrieöl versetzt war. Das Öl stammte offenbar aus einer Maschine zur Verarbeitung von Brotresten. Ob das Öl versehentlich oder durch kriminelle Handlungen ins Tierfutter gelangte, ist noch unklar. Das Öl könnte aber auch ganz bewusst als Bindemittel eingesetzt worden sein, damit das Futter nicht staubt, oder als Nährstoffzusatz, um das Futter nahrhafter zu machen.

Muss man jetzt sein Essverhalten ändern? PCB reichern sich besonders in fettreichem Fleisch sowie Milchprodukten an. Wer sich bevorzugt von magerem Fleisch ernährt, verringert das generelle Risiko. Wer sichergehen möchte, kann vorübergehend auf den Verzehr von Schweineprodukten verzichten.

Wie kann ich Schweinefleisch aus Irland erkennen? Bei Fleisch ist der ovale Herkunftsstempel EU-weit vorgeschrieben. Hinter dem Kürzel "EG" befindet sich die Länderangabe - "IRL" steht für Irland - und eine Kennnummer für den Verpackungsort. Allerdings stammt nur etwa 0,3 Prozent des in Deutschland verkauften Schweinefleischs aus Irland. Der überwiegende Teil des in Deutschland verzehrten Schweinefleischs stammt aus heimischer Produktion, die wichtigsten Importländer sind Dänemark und Belgien.

Wie reagieren die Behörden? Die irischen Behörden haben den Export von verseuchtem Schweinefleisch gestoppt. Die deutschen Lebensmittelkontrolleure der Bundesländer überprüfen nun, welche Betriebe seit September irisches Schweinefleisch importiert haben und was danach damit geschehen ist. Sobald die betroffenen Produkte identifiziert sind, werden Lebensmittelketten und Einzelhändler informiert.

Wie funktioniert die Lebensmittelkontrolle? Wenn Kontrolleure in einem EU-Land Lebensmittel beanstanden, werden über das EU-Schnellwarnsystem RASFF die nationalen Kontrollstellen alarmiert und informiert. In Deutschland ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin zuständig. Die Überprüfung der Betriebe und das weitere Vorgehen liegen in der Hand der Verbraucherschutzbehörden der Bundesländer. In Hamburg beispielsweise ist das die Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz.