Züge fallen wegen außerplanmäßiger Achs-Inspektionen aus oder fahren mit halber Länge. Abteile überfüllt.

Köln. Sigrid Klein (72) und ihr Mann Walter (73) wollen die Enkel in München besuchen - mit dem ICE. Dass es Probleme geben könnte, haben sie aus der Zeitung erfahren. Als sie einen Schaffner auf dem Kölner Hauptbahnhof fragen, ob ihre Reservierungen gültig sind, antwortet er: "Warum nicht?". Jetzt erfahren sie aber von einem Mitreisenden, dass ihr Zug gar nicht bis München durchfährt und sie auf einen IC umsteigen müssen - ohne Reservierung für das ältere Ehepaar.

"Das absolute Chaos", schimpft Werner Jung (45). Einmal im Monat muss er geschäftlich nach Stuttgart. "Es wird immer schlimmer", klagt der Systemberater. Andere Reisende berichten, in kritischen Zeiten hätten sie in den Zügen "nicht einmal richtig Platz zum Stehen" gehabt.

Der Hintergrund: Noch immer wirbeln außerplanmäßige Kontrollen an den Achsen der ICE-3 und ICE-T-Züge den Fahrplan durcheinander. Viele ICEs sind bis zum Wochenende nur mit halber Länge und halbem Platzangebot unterwegs. Deshalb kommt es vor allem zwischen Dortmund und München zu Behinderungen.

Zwischen Montabaur/Limburg und Frankfurt-Flughafen setzte die Bahn sogar Busse ein, was die Fahrzeit von etwa 20 Minuten auf gut eine Stunde verlängerte. ICEs auf der Schnellstrecke Köln-Rhein-Main fielen ebenso aus wie Züge zwischen Mainz und Wiesbaden und dem Rhein-Ruhr-Raum - heute soll sich die Lage nach Bahn-Angaben bereits wieder ein wenig entspannen.

Zwischen Dortmund und München verkehren normalerweise besonders viele der 66 ICE-3-Züge, die neuerdings im Abstand von 30 000 statt 60 000 Kilometer Laufleistung auf eventuelle Risse in den Radsatzwellen untersucht werden. Hintergrund ist ein Unfall wegen Achsbruchs mit einem ICE-3 am 9. Juli in Köln. Jetzt wurde auch in einem ICE-T ein Riss in einer Achse entdeckt und für diese ebenfalls das verkürzte Intervall angeordnet (das Abendblatt berichtete). Die 70 ICE-T-Züge bedienen unter anderem auch die Strecke Hamburg-Berlin-Leipzig-München.

Auch die Strecke Hamburg-München ist betroffen Während auf der Strecke Hamburg-Berlin wieder alle ICE in voller Länge verkehren, sind laut Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis heute nur noch zwei Hamburg-Verbindungen von der Störung betroffen. Statt des ICE 515 Hamburg-München (Abfahrt in Altona um 5.23 Uhr) rollt bis Stuttgart nur ein Intercity, erst dort steigen die Fahrgäste in einen ICE um. Auch für den ICE 514 (Abfahrt in München um 15.23 Uhr, Ankunft in Altona um 0.35 Uhr) wird zwischen Stuttgart und Hamburg ein Intercity eingesetzt.

Bahn erstattet Preisdifferenz und Reservierungsgebühr Bahnfahrer können bei ICE-Ausfällen mit Entschädigungen für Platzreservierungen und der teilweisen Erstattung des Fahrpreises rechnen. Die Bahn werde die Reservierungsgebühr erstatten, wenn Kunden ihren bestellten Sitzplatz nicht bekämen, sagte ein Bahn-Sprecher in Berlin. Fahren anstatt der gebuchten ICE ältere Ersatzzüge vom Typ Intercity, bekämen Fahrgäste zudem die Preisdifferenz zurück.