Sie wollten den gefährlichsten Berg der Welt bezwingen und erlebten die Hölle.

München/Islamabad. Der Südtiroler Karl Unterkircher (37), der schon als neuer Star der Alpinismus-Szene gefeiert wurde, liegt tot in einer Gletscherspalte - jetzt hängt auch das Leben seiner beiden Bergkameraden Simon Kehrer und Walter Nones an einem seidenen Faden.

Am Freitagnachmittag saßen die beiden Südtiroler in einer Höhe von knapp 7000 Metern fest. Gleichzeitig lief eine waghalsige Rettungsaktion per Hubschrauber an. Die drei Freunde hatten sich vergangene Woche auf den Weg zum Gipfel des Nanga Parbat in Pakistan gemacht - entlang der noch nie bestiegenen Rakhiot-Eiswand. Auf 6400 Metern Höhe dann das Drama: Unterkircher, der Erfahrenste des Kletter-Teams, stürzte in eine Gletscherspalte. Eine Rettung war unmöglich, seine Kollegen mussten ihn zurücklassen und allein weitergehen. Jetzt sitzen sie auf 7000 Metern Höhe fest. Sie könnten nicht allein ins Basislager auf etwa 4000 Meter zurückkehren, weil "Regen und Sturm viele Eis- und Felsspalten weit geöffnet haben", sagte Rashid Ahmad vom pakistanischen Tour-Anbieter "Hushe Treks and Tours". Der Experte: "Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Die beiden Bergsteiger können nur noch zwei oder drei Tage überleben." In Islamabad starteten am Freitag zwei Eurocopter-Hubschrauber vom Typ "Ecureuil". Das Ziel: Fairy Meadows - ein Landeplatz, der etwa eine Stunde Fußmarsch vom Basislager entfernt ist. An Bord: die beiden italienischen Extrembergsteiger Silvio Mondinelli und Maurizio Gallo. Sie sollen den beiden Alpinisten entgegenklettern und sie ins Tal holen. Im Idealfall könnten die Hubschrauber - gutes Wetter vorausgesetzt - sogar zu den festsitzenden Bergsteigern aufsteigen und versuchen, sie an Bord zu nehmen. Ein erster Versuch am Freitag schlug jedoch wegen schlechter Sicht fehl. Am heutigen Sonnabend ist ein neuer Anlauf geplant. Im Notfall sollen die Helikopter den Bergsteigern nur Lebensmittel, ein Satellitentelefon und andere wichtige Dinge abwerfen.

Für Karl Unterkircher kommt aber jede Hilfe zu spät. Kurz vor dem Aufstieg hatte er schlimme Vorahnungen, notierte vergangenen Sonntag in seinem Internet-Tagebuch: "Angst und Kopfzerbrechen bereiten mir die Eisklumpen, die sich ständig von der zerklüfteten Eiswand lösen ... Ich denke oft an zu Hause, an meine Lieben. Das Beste, um sicherzugehen und Unvorhergesehenes zu verhindern, wäre natürlich, von diesem Projekt auszusteigen ..."