Die drei seit ihrer Geburt eingekerkerten Kinder beziehungsweise Jugendlichen brauchen nach Einschätzung des Wiener Psychiaters Max Friedrich eine lange und intensive Behandlung. Es sei aber möglich, sie danach in die Gesellschaft einzugliedern. "Ich habe Hoffnung, dass das zu einem halbwegs normalen Leben führt - sonst müsste ich ja meinen Beruf aufgeben", sagte der Kinder- und Jugendpsychiater, der das Entführungsopfer Natascha Kampusch nach achtjähriger Kerkerhaft behandelt hatte.

Weil sie nie Kindergarten und Schule besuchten, fehle ihnen auch das Gemeinschaftsgefühl, das andere Kinder in dieser Lebensphase entwickelten, sagte Friedrich. Der niederösterreichische Kriminalbeamte Leopold Etz schilderte gestern die erste Autofahrt der 18 und fünf Jahre alten Brüder nach ihrer Befreiung. "Durch das Fernsehen, das sie ja dort unten hatten, wussten sie, was Autos sind. Aber in einem zu fahren war doch etwas ganz anderes. Sie waren sehr aufgeregt. Und immer wenn Autos mit Licht entgegenkamen, haben sie geschrien und sind in Deckung gegangen, weil sie Angst hatten, es käme zu einem Zusammenstoß."