Forscher warnt: Raps-Kraftstoffe bis zu 1,7-mal schädlicher als Sprit aus Erdöl.

Frankfurt. Gut, günstig und scheinbar umweltfreundlich - bisher sprach kaum etwas dagegen, auf Raps-Diesel umzusteigen. Jetzt hat eine neue Studie unter Beteiligung von Nobelpreisträger Paul Crutzen die Diskussion um Biokraftstoffe neu entfacht: Ein Forscherteam um den ehemaligen Direktor des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie fand heraus, dass die Klimabilanz der alternativen Treibstoffe deutlich schlechter ist als angenommen.

Crutzen und drei weitere Wissenschaftler arbeiten in der Fachpublikation "Atmospheric Chemistry and Physics" heraus, dass Biodiesel aus Raps bis zu 1,7-mal schädlicher für das Klima sein kann als herkömmliches Benzin. Im besten Fall ist der Treibhaus-Effekt gleich groß. Grund ist die Düngung mit Stickstoff, der zum Teil als Lachgas (Distickstoffmonoxid) in die Atmosphäre gelangt. Der Stoff ist ein um den Faktor 300 stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid und so ein echter Klimakiller.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz und das Umweltbundesamt fordern schon eine Abkehr von der Politik, die sogenannten Biokraftstoffe der ersten Generation zu fördern. Biomasse müsse effektiver genutzt werden, verlangt der BUND-Energieexperte Thorben Becker. Biokraftstoffe der ersten Generation werden aus Erntegut wie Rapssamen oder Weizenkörnern hergestellt. So wird beispielsweise reines Pflanzenöl aus Raps gepresst. Ethanol entsteht durch die Gärung von Zucker oder Stärke. Auch Biodiesel gehört zu den Kraftstoffen der ersten Generation.

Biokraftstoffe der zweiten Generation werden aus Nebenprodukten der Land- und Forstwirtschaft hergestellt. "Man nutzt beispielsweise Stroh oder Strauchschnitt, also Holzabfälle, die nicht für Bauholz verwendet werden können. In einem Biomass-to-Liquid-Verfahren und weiteren chemischen Umwandlungen entsteht ein flüssiger Kraftstoff", erläutert Jonas Mey vom BUND. Verkauft wird der Kraftstoff unter dem Namen SunDiesel von Choren Industries - einem Partner der Volkswagen AG, Shell und Daimler - oder EcoPar.

Weitere Bio-Kraftstoffe der zweiten Generation sind Bio-Methanol, Bio-Dimethylether und Bio-Methan. EU-weit sollen sie bis 2020 einen Anteil von zehn Prozent haben, Deutschland will sogar zwölf Prozent schaffen. Derzeit sind es weniger als fünf.