Mit unverminderter Wucht setzt der gewaltige Sturm seinen Zerstörungszug fort: Bisher starben zehn Menschen. Tausende Touristen in Cancún sind auf der Flucht.

Mexiko-Stadt. Fassungslos stehen die Menschen in Kingston vor den Trümmern ihrer Häuser, viele haben Tränen in den Augen. Der höllische "Dean" nahm ihnen in wenigen Minuten alles, was sie besaßen. Mit Urgewalt und Spitzengeschwindigkeiten von 240 km/h fegte der Hurrikan über Jamaika hinweg, hinterließ schwere Verwüstungen und Millionen Menschen im Schockzustand.

Währenddessen setzt der Sturm sein Zerstörungszug durch die Karibik fort. "Dean" streifte gestern die Cayman-Inseln, rast jetzt auf die Touristenstrände der mexikanischen Halbinsel Yucatan zu. Die Behörden riefen Alarmstufe Rot aus. In dem auch bei deutschen Urlaubern beliebten Cancún und anderen Badeorten wurden Zehntausende aus der Gefahrenregion gebracht.

Über dem Karibischen Meer tankte der Hurrikan der Kategorie 4 Kraft auf, sodass innerhalb des Sturmwirbels Windgeschwindigkeiten bis zu 240 km/h gemessen wurden. Mit etwa 33 Kilometer pro Stunde bewegt sich "Dean" auf die Küste des mexikanischen Bundesstaates Quintana Roo zu, wo er am frühen Dienstag (Ortszeit) erwartet wird. Dort und weiter südlich in Belize liefen - bei strahlendem Sonnenschein und ruhigem Meer - die Vorbereitungen für die Ankunft des Hurrikans auf Hochtouren.

In der Nacht zuvor hatte "Dean" auf Jamaika gewütet. Mindestens zwei Menschen kamen ums Leben. Riesige Wellen schlugen stundenlang gegen die Strände der Südküste, Bäume wurden entwurzelt, Straßen unterspült. In Kingston wurden reihenweise Häuser und Hütten abgedeckt - von allem in den Slums. Im ganzen Land war vorsorglich der Strom abgestellt worden. Alle rund zwei Millionen Einwohner waren auch gestern noch ohne Strom. Trotz allem sagte ein Jamaikaner: "Wir haben noch Glück gehabt."

Reiseveranstalter, darunter die deutsche TUI, sagten zunächst alle Karibikreisen nach Mexiko und Jamaika bis zum Freitag ab. Die TUI will aber bereits am Mittwoch und Donnerstag wieder nach Jamaika fliegen. Die 257 Kunden der REWE-Pauschaltouristik, die sich derzeit auf Yucatan befinden, seien in Sicherheit, sagte ein Sprecher des Unternehmens in Köln. Ein Flug von 28 Urlaubern nach Yucatan wurde am Sonntag abgesagt.

Tausende der rund 90 000 Touristen hatten die Ferienregion am Wochenende bereits verlassen. Viele entschieden sich aber, den Sturm in sicheren für solche Zwecke vorgesehenen Anlagen der Hotels abzuwarten, darunter etwa 1500 deutsche Urlauber. TUI und Thomas Cook bieten allen, die jetzt nach Cancún oder Montego Bay (Jamaika) reisen wollten, kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen an.

Auf seinem Weg Richtung Westen hatte "Dean" gestern wieder leicht an Kraft gewonnen. Meteorologen halten es für möglich, dass die Windstärke noch steigen wird - im US-Staat Texas riefen die Behörden die Bevölkerung bereits auf, ihre Häuser zu verlassen und sich in sturmsichere Schutzzentren zu begeben.

"Die Wetterbedingungen sprechen dafür, dass ,Dean' an Gewalt zulegen wird und dann mit Stufe 5 die größte Gefährlichkeit erreicht", sagt Hurrikanexperte Thomas Sävert vom Wetterdienst Meteomedia. Die Auswirkungen in Belize und Mexiko könnten schlimmer werden als befürchtet. Es seien Regenmengen bis zu 500 Liter pro Quadratmeter und eine Sturmflut zu erwarten.